Эпосы, легенды и сказания - Дунайская русалочка: мифы и легенды старой Вены / Das Donauweibchen: Mythen und Sagen des alten Wiens. Уровень 1 стр 3.

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Matthias Corvinus kam in voller Pracht in Wien an. Seine ungarische Tracht blitzte von Edelsteinen. Und seine Waffen funkelten von weitem. Auch seine Gefolge waren prächtig gekleidet. Und den Schluss vom Zug bildeten viele prachtvolle Löwen und Tiger. Sie waren für die Unterhaltung von den hohen Herren nach dem Brauch in dieser Zeit bestimmt. In einem großen Zwinger von der Wiener Hofburg wohnten die wilden Bestien. Und es war die liebste Ablenkung vom König Matthias Corvinus. Er mochte die Löwen beobachten. Ganze Stunden verbrachte er vor dem Zwinger. Immer wieder bewunderte er sich auf die wilde Grazie von den Raubtieren.

An einem schönen Märztag 1486 fühlte sich Matthias Corvinus sehr schlecht nach einem schweren Fieberanfall. Er hatte ein kränkliches Aussehen. Die quälenden Gichtschmerzen haben ihn für eine Minute nicht verlassen[8]. Der Hofarzt sagte dem König, er musste sich schonen. Matthias Corvinus fuhr ihn an:

«Warum schickst du mich ins Bett? Mir fehlt nichts! Das Bett ist gut für alte Weiber. Aber nie für einen König. Er soll ein Löwe sein. Ich will vom Bett nichts wissen! Gebt mir lieber Ablenkung und Unterhaltung!«

Da sprach Graf Nostiz. Er war ein böhmischer Edle am Hof vom Ungarnkönig:

«Euer Majestät, gehen wir doch zum Löwenzwinger. Es ist bald Fütterungszeit. Und da gibt es immer Abwechslung!«

«Du hast recht, Nostiz. Gehen wir zu unseren Brüdern!«

Der König ging mit einem großen Gefolge zu den Löwenzwingern. In einem Zwinger gab es drei Löwen. Der König blieb stehen. Die starken Tiere streckten mit Gebrüll ihre Pfoten durch die Gitterstäbe. Sie warteten schon auf ihr tägliches Futter.

«Diese Tiere möchte ich einmal im höchsten Zorn sehen!« sagte Matthias Corvinus.

Der Schatzkanzler befahl dem Löwenwärter:

«Zeigt doch einmal den Löwen ihr Futter. Aber gebt es ihnen nicht!«

Der Wärter gehorchte. Er brachte das Fleisch nahe an den Käfig. Der Löwe konnte durch das Gitter ein Stück erfassen. Es machte mit seinem wütenden Gebrüll alles zittern.

«Nun«, sprach der Schatzkanzler,»wir konnten doch Spaß haben, Majestät. Wenn jemand aus Eurem Gefolge den Mut hatte, dem Löwen sein Futter wegzunehmen. Im Altertum gab es gar viele Helden. So wollten sie nur ihren hohen Herren gefallen!«

Da sprach der König Matthias Corvinus:

«Die Idee ist nicht schlecht! Dich, Nostiz, halte ich für den Kühnsten unter meinen Rittern. Du hast schon viele Kämpfe gewonnen. Versuch doch einmal mit einem Löwen!«

«Nostiz kann alles!« riefen das Gefolge. Doch der heimtückische Schatzkanzler schüttelte zweifelnd den Kopf:

«Ich zweifle nicht an dem Mut vom kühnen Grafen Nostiz. Doch zweifle ich sehr, er konnte es machen!«

Dann rief der König:

«Ich wette, dass er es macht! Geh, Nostiz, zeige, dass du der Held bist.«

Graf Nostiz war schlank und biegsam wie ein junges Reis. Er war dabei stark wie eine junge Eiche. Und alle hatten Angst vor seiner Körperstärke.

Nun sah Nostiz, jeder blickt an ihn mit Kälte und Spott. Jeder war auf ihn neidisch. Rasch zog er sein Schwert aus der Scheide. Dann kam er kühn zu dem Zwinger. Drei Löwen lagen um das Fleisch.

«Her mit dem Raube!«[9] schrie er die Tiere. Die Löwen standen drohend auf. Nostiz trat kühn zwischen sie. Er nahm ihnen das Fleisch weg. Dann verließ er mit festen Schritten den Zwinger.

Der junge Graf machte die eiserne Gittertür hinter sich zu. Alle Leute kamen zu ihm. Sie gratulierten ihm. Aber er wich zurück. Dann legte er mit einem blassen Gesicht mit Tränen die Beute dem König.

«O Herr!« sprach er zu Matthias Corvinus, »warum setztest du das Leben von einem treuen Diener leichtfertig auf das Spiel? In Schlachten und Turnieren zeigte ich dir meinen Mut. Der heutige Scherz war zu ernst![10] Spaße so mit einem anderen! Ich verlasse deinen Dienst!«

Nostiz verließ den kaiserlichen Burggarten. Matthias Corvinus sah ihn nie wieder. Denn Nostiz trat in den Dienst vom König von Polen. Seitdem hatte Nostiz einen stolzen Spitznamen: der Löwenritter.

Madonna in den Schanzen

Von Stammersdorf bis Esslingen gibt es lange Erdschanzen. Sie schützen Wien in breitem Bogen. Einmal lag der Feind neben der Hauptstadt. Da waren diese Schanzen der gute Schutz für unsere Soldaten.

Am Abend vor der blutigen Schlacht bei Aspern stand auf den Schanzenhöhe ein alter, aber starker Deutschmeister auf Wachposten. In seinem Herzen brannte ein Kampfdurst. In seiner Seele gab es ein unerschütterlicher Glaube an Gott.

Sein scharfes Auge sah nach knisternden Wachfeuer im dunklen Land. Plötzlich dachte er, er sah eine schimmernde Heldenjungfrau mit flammendem Säbel. Rasch sagte er der Erscheinung das Losungswort. Aber es gab keine Antwort. Und blitzschnell steht sie groß vor ihm. Ihm schwand vor Angst die Sinne[11].

«Habe Mut, kaisertreuer Krieger«, sagte sie ihm.»Ich will dir einen Schutzpfennig geben. Er soll dich retten! Deine Mutter hat ihn dir erbeten!«

Mit diesen Worten reichte sie dem Soldaten einen Gnadentaler. Da war das Bild von Madonna. Die Erscheinung verschwand.

Der Morgen ist gekommen. Kanonendonner meldete den Schlachtbeginn. Die Kugeln summten wie Mücken. Unser Krieger verließ seinen Platz nicht. Er stand in den ersten Reihen. Dann ist der Schlag von einer Kugel. Seine Hand hing an einer Sehne. Ein Kamerad schnitt sie ihm weg. Trotz der Wunde blieb der Krieger stehen. Der heldenmütige Deutschmeister hat dann einen Abschied erhalten. Er zeigte seine abgetrennte Hand und die Marienmünze seinem Obersten. Mit der goldenen Medaille auf der Brust ist er dann heimgekommen.

«Zeig mir deine rechte Hand, Kind!« rief ihm seine Mutter.

Der Krieger wies ihr den vernarbten Stumpf[12].

«O, ich habe davon gewusst!« fuhr sie fort. »Danke der lieben Himmelsfrau. Du bist nicht tot im Feld.«

Den Madonnentaler aber bewahrte der Krieger sorgsam auf. Und heute ist er im Besitz von seinen braven Kindeskindern.

Der Teufel im Spiegel

Vor vielen Jahren wohnte in der Leopoldstadt ein junges hübsches Mädchen. Ihr Name war Clara. Sie führte ein sehr freies und wildes Leben. Stundenlang schminkte sich das Mädchen vor dem Spiegel. Es bewunderte sich auf sein Gesicht. Und so konnte Clara gar nicht aufhören.

Eines Tages war das Mädchen sehr krank. Es ging schon zum Sterben. Sie hat im Gebet versprochen, ihr Leben zu ändern. Sie wollte nur wieder gesund sein. Die Bitte half.

Schon nach kurzer Zeit hatte hübsche Clara wieder bester Gesundheit. Die guten Worte aber hatte sie vergessen.

Schon bald saß sie wieder vor ihrem Spiegel. Sie betrachtete sich mit Stolz. Sie puderte sich ihr Gesicht weiß. Dann zog sie die Augenbrauen schwarz nach. Sie färbte den Mund rot. Clara war begeistert von ihrer Malkunst.

Plötzlich begann das Spiegelglas leise zu knacken. Clara konnte deutlich ein leises Knistern hören. Sie bemerkte plötzlich, ihr Gesicht konnte sie nicht mehr sehen. Verwundert wischte sie mit der Hand über den Spiegel. Sie fühlte sich plötzlich von einer übermächtigen Kraft festgehalten[13]. In diesem Moment starrte Clara aus dem Spiegel eine grinsende Teufelsfratze. Völlig verzweifelt rief sie:

«Ich bin nicht mehr eitel und nur mehr fromm leben!«

Doch für Versprechungen war es zu spät! Der Teufel sprang aus dem Spiegel. Er packte Clara an den Haaren und fuhr mit ihr in die Hölle.

Noch lange Zeit drohten Mütter ihren eitlen Töchtern mit den Worten:

«Du schaust so lange in den Spiegel, bis der Teufel herausspringt!«

Das Donauweibchen

Im Stadtpark, unter den Kronen von Bäumen, steht auf einem Brunnensockel ein hübsches Marmorstandbild. Es stellt ein Mädchen dar. Es hält ein Fischlein im Schoße. Das ist das Donauweibchen. Man erzählt von ihm folgende Geschichte.

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