Hermann und Dorothea - Гете Иоганн Вольфганг страница 4.

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Hab ich die Barschaft gerettet und meinen Körper, so hab ich

Alles gerettet; der einzelne Mann entfliehet am leichtsten.»

«Nachbar«, versetzte darauf der junge Hermann mit Nachdruck,

«Keinesweges denk ich wie Ihr und tadle die Rede.

Ist wohl der ein würdiger Mann, der im Glück und im Unglück

Sich nur allein bedenkt und Leiden und Freuden zu teilen

Nicht verstehet und nicht dazu von Herzen bewegt wird?

Lieber möcht' ich als je mich heute zur Heirat entschließen;

Denn manch gutes Mädchen bedarf des schützenden Mannes

Und der Mann des erheiternden Weibs, wenn ihm Unglück bevorsteht.»

Lächelnd sagte darauf der Vater:»So hör ich dich gerne!

Solch ein vernünftiges Wort hast du mir selten gesprochen.»

Aber es fiel sogleich die gute Mutter behend ein:

«Sohn, fürwahr! du hast recht; wir Eltern gaben das Beispiel.

Denn wir haben uns nicht an fröhlichen Tagen erwählet,

Und uns knüpfte vielmehr die traurigste Stunde zusammen.

Montag morgens — ich weiß es genau, denn Tages vorher war

Jener schreckliche Brand, der unser Städtchen verzehrte -

Zwanzig Jahre sind's nun; es war ein Sonntag wie heute,

Heiß und trocken die Zeit und wenig Wasser im Orte.

Alle Leute waren, spazierend in festlichen Kleidern,

Auf den Dörfern verteilt und in den Schenken und Mühlen.

Und am Ende der Stadt begann das Feuer. Der Brand lief

Eilig die Straßen hindurch, erzeugend sich selber den Zugwind.

Und es brannten die Scheunen der reich gesammelten Ernte,

Und es brannten die Straßen bis zu dem Markt, und das Haus war

Meines Vaters hierneben verzehrt und dieses zugleich mit.

Wenig flüchteten wir. Ich saß, die traurige Nacht durch,

Vor der Stadt auf dem Anger, die Kasten und Betten bewahrend;

Doch zuletzt befiel mich der Schlaf, und als nun des Morgens

Mich die Kühlung erweckte, die vor der Sonne herabfällt,

Sah ich den Rauch und die Glut und die hohlen Mauern und Essen.

Da war beklemmt mein Herz; allein die Sonne ging wieder

Herrlicher auf als je und flößte mir Mut in die Seele.

Da erhob ich mich eilend. Es trieb mich, die Stätte zu sehen,

Wo die Wohnung gestanden, und ob sich die Hühner gerettet,

Die ich besonders geliebt; denn kindisch war mein Gemüt noch.

Als ich nun über die Trümmer des Hauses und Hofes daherstieg,

Die noch rauchten, und so die Wohnung wüst und zerstört sah,

Kamst du zur andern Seite herauf und durchsuchtest die Stätte.

Dir war ein Pferd in dem Stalle verschüttet; die glimmenden Balken

Lagen darüber und Schutt, und nichts zu sehn war vom Tiere.

Also standen wir gegeneinander, bedenklich und traurig:

Denn die Wand war gefallen, die unsere Höfe geschieden.

Und du faßtest darauf mich bei der Hand an und sagtest:

›Lieschen, wie kommst du hieher? Geh weg! du verbrennest die Sohlen;

Denn der Schutt ist heiß, er sengt mir die stärkeren Stiefeln.‹

Und du hobest mich auf und trugst mich herüber durch deinen

Hof weg. Da stand noch das Tor des Hauses mit seinem Gewölbe,

Wie es jetzt steht; es war allein von allem geblieben.

Und du setztest mich nieder und küßtest mich und ich verwehrt' es.

Aber du sagtest darauf mit freundlich bedeutenden Worten:

›Siehe, das Haus liegt nieder. Bleib hier, und hilf mir es bauen,

Und ich helfe dagegen auch deinem Vater an seinem.‹

Doch ich verstand dich nicht, bis du zum Vater die Mutter

Schicktest und schnell das Gelübd' der fröhlichen Ehe vollbracht war.

Noch erinnr' ich mich heute des halbverbrannten Gebälkes

Freudig und sehe die Sonne noch immer so herrlich heraufgehn;

Denn mir gab der Tag den Gemahl, es haben die ersten

Zeiten der wilden Zerstörung den Sohn mir der Jugend gegeben.

Darum lob ich dich, Hermann, daß du mit reinem Vertrauen

Auch ein Mädchen dir denkst in diesen traurigen Zeiten

Und es wagtest zu frein im Krieg und über den Trümmern.»

Da versetzte sogleich der Vater lebhaft und sagte:

«Die Gesinnung ist löblich, und wahr ist auch die Geschichte,

Mütterchen, die du erzählst; denn so ist alles begegnet.

Aber besser ist besser. Nicht einen jeden betrifft es,

Anzufangen von vorn sein ganzes Leben und Wesen;

Nicht soll jeder sich quälen, wie wir und andere taten,

Oh, wie glücklich ist der, dem Vater und Mutter das Haus schon

Wohlbestellt übergeben und der mit Gedeihen es ausziert!

Aller Anfang ist schwer, am schwersten der Anfang der Wirtschaft.

Mancherlei Dinge bedarf der Mensch, und alles wird täglich

Teurer; da seh er sich vor, des Geldes mehr zu erwerben.

Und so hoff ich von dir, mein Hermann, daß du mir nächstens

In das Haus die Braut mit schöner Mitgift hereinführst;

Denn ein wackerer Mann verdient ein begütertes Mädchen,

Und es behaget so wohl, wenn mit dem gewünscheten Weibchen

Auch in Körben und Kasten die nützliche Gabe hereinkommt.

Nicht umsonst bereitet durch manche Jahre die Mutter

Viele Leinwand der Tochter, von feinem und starkem Gewebe;

Nicht umsonst verehren die Paten ihr Silbergeräte,

Und der Vater sondert im Pulte das seltene Goldstück:

Denn sie soll dereinst mit ihren Gütern und Gaben

Jenen Jüngling erfreun, der sie vor allen erwählt hat.

Ja, ich weiß, wie behaglich ein Weibchen im Hause sich findet,

Das ihr eignes Gerät in Küch' und Zimmern erkennet

Und das Bette sich selbst und den Tisch sich selber gedeckt hat.

Nur wohl ausgestattet möcht' ich im Hause die Braut sehn;

Denn die Arme wird doch nur zuletzt vom Manne verachtet,

Und er hält sie als Magd, die als Magd mit dem Bündel hereinkam.

Ungerecht bleiben die Männer, und die Zeiten der Liebe vergehen.

Ja, mein Hermann, du würdest mein Alter höchlich erfreuen,

Wenn du mir bald ins Haus ein Schwiegertöchterchen brächtest

Aus der Nachbarschaft her, aus jenem Hause, dem grünen.

Reich ist der Mann fürwahr: sein Handel und seine Fabriken

Machen ihn täglich reicher: denn wo gewinnt nicht der Kaufmann?

Nur drei Töchter sind da; sie teilen allein das Vermögen.

Schon ist die ältste bestimmt, ich weiß es; aber die zweite

Wie die dritte sind noch, und vielleicht nicht lange, zu haben.

Wär' ich an deiner Statt, ich hätte bis jetzt nicht gezaudert,

Eins mir der Mädchen geholt, so wie ich das Mütterchen forttrug.»

Da versetzte der Sohn bescheiden dem dringenden Vater:

«Wirklich, mein Wille war auch, wie Eurer, eine der Töchter

Unsers Nachbars zu wählen. Wir sind zusammen erzogen,

Spielten neben dem Brunnen am Markt in früheren Zeiten,

Und ich habe sie oft vor der Knaben Wildheit beschützet.

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