Blutsbande - Amy Blankenship страница 6.

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Sie bückte sich, um sie aufzuheben, aber eine andere Hand kam ihr zuvor. Tabathas Blick folgte der Hand zu einem Arm und einer Schulter. Ihre Augen weiteten sich, als sie auf Kanes schönem Gesicht landeten.

„Komm, Liebling“, sagte er, als er sah, wie sich das Licht in ihren hellblauen Augen brach. Sie war kurz davor zu heulen. Scheinbar war er nicht der einzige, der heute Nacht schlecht gelaunt war. „Wir bringen dich nach Hause.“

Tabathas Unterlippe zitterte, als sie zu ihm hochsah und sie hängte sich an seinem Arm ein, fühlte sofort seine Kraft. Ihr gutaussehender Stalker war gekommen, um sie zu holen, und ausnahmsweise… war sie froh darüber.

Kane nickte über Tabathas Kopf dem Kellner zu, ehe er sie aus dem Club führte. Er knurrte innerlich, denn er wusste, weshalb sie diesen Club gewählt hatte. Sie wollte den Gefallenen Mistkerl finden, der sich vor ihr versteckte.

War es Kriss denn egal, was seine Vernachlässigung mit Tabatha anstellte, oder hatte er sich selbst zu ihrem potentiellen Feind anstelle ihres besten Freundes ernannt? Kane legte einen Arm um Tabathas Schultern und hielt ihren anderen Arm fest umklammert, als sie in ihren Stöckelschuhen beinahe stolperte.

„Hast du ihn gesehen?“, fragte Tabatha und sah hoch zu Kane.

Kane schüttelte traurig seinen Kopf. „Nein, habe ich nicht.“ Er verzichtete darauf, ihr zu sagen, dass das letzte Mal, wo er Kriss über den Weg gelaufen war, er Dean auf ihm riechen hatte können… dem Gefallenen Engel ging es gut.

„Er ist weg.“ Tabatha wischte auf kindische Art eine Träne weg, die schließlich doch entkommen war. „Was, wenn Misery ihn gefressen hat?“

Kane versuchte bei dieser betrunkenen, aber ehrlich besorgten Frage nicht zu kichern. „Misery meint, dass die Gefallenen Engel ekelig schmecken“, wiederholte er Miserys eigene Worte.

„Wieso hat er sich dann nicht verabschiedet?“ Tabatha senkte ihren Blick zum Boden, während sie gingen.

Kane antwortete nicht, sondern half Tabatha einzusteigen und ging zur Fahrerseite herum. Bilder davon, wie er diese seidigen, weichen Flügel von Kriss‘ Rücken riss, liefen in seinem Kopf Amok, aber Kane schob sie zur Seite. Rache konnte warten… im Moment musste er seinen persönlichen Engel sicher nach Hause bringen, ehe die Drehtür seiner Persönlichkeit seine dunkle Seite zum Vorschein beförderte.

Tabatha verhielt sich still, während sie fuhren. Das blaue Licht des Armaturenbretts tauchte das Innere des Autos in ein sanftes Licht, als wollte es sie herausfordern, den Mann am Steuer zu betrachten. Sie war nie jemand gewesen, der eine Herausforderung abgelehnt hätte und obwohl sie Alkohol besser vertrug als die meisten Frauen… halfen die Getränke, eine gesunde Angst zu unterdrücken.

Langsam drehte sie ihren Kopf und starrte mutig genau auf Kane. „Wieso meinte Misery, dass ihr dir gehörte?“

Kanes Kopf wirbelte schnell herum und er spießte sie mit seinem Blick auf. Sie hätte sich nicht daran erinnern sollen, was in jener Nacht passiert war… er hatte ihr diese Erinnerungen genommen. Wie, zum Teufel, konnte sie sich an etwas erinnern, was sie vergessen hätte sollen? Als er Scheinwerfer sah, die genau auf ihr Gesicht schienen, schielte er schnell zurück auf die Straße und riss das Auto gerade noch rechtzeitig herum, um dem entgegen kommenden Auto auszuweichen.

Ihre Hand legte sich instinktiv auf den Türgriff, als sie seine Reaktion auf ihre Frage sah, aber sie hielt sich zurück. Sie war noch nicht betrunken genug, um aus einem fahrenden Auto zu springen. Die Angst, die über ihren Rücken krabbelte, verstärkte nur ihren Mut bis zu einem Punkt der Dummheit.

„Bleib auf einer Spur!“ Tabatha grinste und blinzelte, wollte sich selbst ohrfeigen. ‚Verdammt‘, dachte sie innerlich. ‚Großartig, du Dummkopf, verärgere den Typen mit den spitzen Zähnen.‘

„Du erinnerst dich an jene Nacht?“, fragte Kane, konnte sich nicht davon abhalten.

„Na und?“, fragte sie und zuckte leicht die Schultern. „Was ist schon dabei, dass ich mich erinnere? Nun… an das Meiste zumindest. Vielleicht bist du nicht so gut dabei, Leute zu verzaubern, wie du meinst.“

„Vielleicht werde ich nächstes Mal nicht so sanft sein“, warnte Kane und sah, wie sie bei seinen finsteren Worten zitterte.

Tabatha richtete ihren Blick auf seinen stoischen Gesichtsausdruck. Wie konnte er es wagen, ihren gespielten Mut in Frage zu stellen?

„Nun, bevor du deine Gehirnwäsche wieder an mit probierst, wie wäre es, wenn du mir die Antwort auf Miserys Rätsel sagst?“, forderte sie und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust, obwohl ihr bewusst war, dass sie ihren Ärger darüber, dass Kriss sie sitzengelassen hatte, an Kane ausließ… aber vielleicht verdiente Kane ihn auch. Sie wusste nicht einmal, ob nicht Kane vielleicht sogar derjenige war, der Kriss gefressen hatte.

„Entweder du erzählst mir, was sie gemeint hat, oder ich schwöre, ich werde ein großes, saftiges Kuhherz um meinen Hals hängen und mich auf die Lauer legen bis Misery mich findet, damit ich sie selbst fragen kann.“

Sie schrie leise auf und hielt sich schnell am Armaturenbrett fest, als Kane das Auto herumriss, sodass es von der Straße in den Straßengraben fuhr. Er trat fest auf die Bremse und sie schleuderten ein Stück über den Schotter neben der Straße, wobei das Auto sich einmal um die eigene Achse drehte, ehe es stehenblieb.

Kane beugte sich über sie, ehe das Auto zum Halten kam. Tabatha konnte sich nicht davon abhalten, in sein Gesicht zu sehen und die geraden Züge seines starken Kiefers… die violette Farbe seiner Augen zu bewundern. Ihr Blick senkte sich zu seinen perfekten Lippen und sie fragte sich, ob sie eiskalt oder heiß wie Feuer waren.

Kane war mehr als nur wütend und wollte die Frau erwürgen dafür, dass sie an so eine Sache auch nur dachte. Er biss sich auf seine eigene Zunge, bis er sein Blut schmecken konnte, ehe er Tabathas Lippen in einen heißen Kuss einfing. Unter normalen Umständen würde er töten, um dies tun zu können… aber sie musste nüchtern sein, damit es zählte. Der einzige Grund, weshalb er sie jetzt so tief küsste, war, um die gefährlichen Pläne aus ihrem Kopf zu vertreiben, die der Alkohol dort hinterlassen hatte.

Heiß, seine Lippen waren heiß und diese köstliche Hitze wirbelte durch sie, ehe sie sich zwischen ihren Beinen sammelte. Tabatha fühlte plötzlich die Angst, die ihr vor wenigen Augenblicken gefehlt hatte. Sie spülte in wilden Wellen über sie und sie fühlte, wie ihre Zehen sich verkrampften, als sich Panik in ihrem Magen breitmachte. Ihre Gedanken übergaben sich der Angst und sie drückte so fest sie konnte gegen ihn. Leider hatte das denselben Effekt, als wenn sie ein Haus aufheben hätte wollen.

Kane fühlte ihre Hände, die in seine Brust drückten, aber wenn dies ihr letzter Kuss sein würde, dann würde er ihn noch einen Augenblick länger genießen. Er atmete ihren warmen Atem ein, als sein Kuss weicher wurde, ehe er ihn schnell wieder vertiefte.

Tabatha wurde überwältigt von dem süßen, salzigen Geschmack von Kanes Blut und das dringende Bedürfnis, tief in ihn zu klettern, verdrängte die Angst. Dieses Bedürfnis wurde nur noch stärker, als seine Hand sich um ihre Hüfte schloss und sie von ihrem Sitz hob und sie in dem engen Auto fest an sich drückte. Ihre Oberschenkel gingen in Flammen auf und ehe sie sich aufhalten konnte, krabbelte eine ihrer Hände über seine Brust hoch und kam zu seinem Hals, wo sie sein schneeweißes Haar fest umklammerte.

Kane zitterte, als er ihre Nägel über seine sensible Haut kratzen fühlte, sodass sich seine Hüften reflexartig beugten und ein Knurren sich tief in seiner Brust aufbaute. Er wollte sie… oh Gott, er wollte sie so sehr. Ein Hupen ertönte und Kane erinnerte sich plötzlich wieder daran, wo sie waren. Es kostete ihm mehr Kraft, als er gedacht hatte, dass er besaß, ihren Körper wieder loszulassen und sich selbst praktisch in den Fahrersitz zu schmeißen.

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