âUnd, bist du jetzt wieder nüchtern?â, fragte er. Die Muskeln in seinem Kiefer waren mehr als nur angespannt und seine Fingerknöchel wurden weiÃ, weil er das Lenkrad so fest umklammerte, um seinen Hunger zu bändigen.
Tabatha hob ihre Hand zu ihrem Mund, als sie über die komische Frage nachdachte. Nach ein paar Sekunden nickte sie mit gerunzelter Stirn. âJa, was bist du, Löskaffee?â
âWas bist du?â, imitierte Kane sie spöttisch. âVöllig verrückt bist du⦠redest von Kuhherzen und Dämonen.â
Tabathas Augen wurden groÃ, als ein Blitz ihre Aufmerksamkeit auf die StraÃe lenkte, die er erhellte. Sie leckte über ihre Unterlippe, schmeckte das Blut dort und schaute dann an sich hinunter, um sicherzugehen, dass ihre Oberschenkel nicht wirklich brannten. Wieder zuckte ein Blitz durch die Nacht und sie beugte sich nach vor, um den Himmel sehen zu können, suchte Gewitterwolken. Als sie keine sehen konnte, blickte sie zurück zu Kane und ihr wurde klar, dass er für die Blitze verantwortlich war.
âIch denke, du solltest dich wieder beruhigen. Ich lag falsch⦠du bist nicht Löskaffee, du bist ein Wirbelsturmâ, sagte sie und richtete sich im Autositz auf. Es war ihr vorhin nicht aufgefallen, aber als Kane sich über sie gebeugt hatte, war ihr Kleid so weit nach oben gerutscht, dass die Spitzenränder ihrer Unterhose beinahe sichtbar wurden.
Kane rieb sich mit den Fingern die Schläfen und schloss seine Augen⦠musste es tun. âTu mir nur einen Gefallen⦠halte dich von Misery fern.â
âHast du mich deshalb in Warrens Büro geheilt?â, flüsterte Tabatha, irgendwie wusste sie, dass sein Blut gerade jeden Tropfen Alkohol, den sie heute Nacht getrunken hatte, ausgelöscht hatte. Sie vermisste schon die Sorglosigkeit, die er ihr gegeben hatte, aber sie würde ihn keinen Spielverderber nennen, in der Laune, in der er war. Dennoch musste sie zugeben: wenn er den Kuss nicht abgebrochen hätte, hätte er zu anderen Dingen geführt.
Zu behaupten, dass er instabil war, war wohl eine grobe Untertreibung, wenn man nach der Art, wie er das Lenkrad umklammerte, urteilen konnte. Nach dem, was sie gerade tun hatte wollen⦠waren sie vielleicht beide instabil.
Als er ihr nicht antwortete, sondern einfach nur geradeaus starrte und die Schulter zuckte, wurde Tabatha wieder wütend. âIn Ordnung, bring mich einfach nur nach Hause⦠oder noch besser: verschwinde aus meinem Auto. Ich kann jetzt selbst fahren.â
Tabatha wurde unsanft in ihren Sitz gedrückt, als Kane das Auto wieder startete, den Motor aufheulen lieà und wieder auf die StraÃe fuhr⦠zum Glück war um diese Zeit nicht viel Verkehr.
âVielleicht solltest du gehen und das Vogelnest suchen, wo auch immer Kriss sich versteckt, und dich zu ihm setzen, nachdem es euch beiden offensichtlich Spaà macht, Geheimnisse vor mir zu haben!â, sagte sie sarkastisch.
âHat dir noch nie jemand gesagt, dass es keine gute Idee ist, einen Vampir herauszufordern?â, fragte Kane mit trügerisch ruhiger Stimme, aber weigerte sich, sie anzusehen.
âIch lebe nochâ, stellte Tabatha fest.
âNochâ, log Kane, aber fühlte sich zufrieden, als der Rest der Fahrt in unruhigem Schweigen absolviert wurde.
Tabatha lehnte sich in den Beifahrersitz zurück und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Sie weigerte sich strikt, an den Kuss zu denken und sie wollte schon gar nicht daran denken, wie sexy er ausgesehen hatte, wie er sich über sie gebeugt hatte⦠wütend oder nicht.
Sobald Kane das Auto in ihrer Einfahrt geparkt hatte, seufzte er und fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar, als sie aus dem Fahrzeug sprang und weglief, als wäre sie gebissen worden. Der Gedanke erschien ihm recht ironisch, angesichts der Tatsache, dass er sie schon früher einmal gebissen hatte. Er stieg aus dem Auto und folgte ihr leise, wusste, dass das die falsche Entscheidung war.
Tabatha schlug die Autotür hinter sich zu und rannte zu ihrer Wohnungstür. Sobald sie die Tür sicher hinter sich geschlossen hatte, drehte sie sich um und verbrachte die nächsten Sekunden damit, alle vier Schlösser zu verriegeln, ehe sie das Licht im Wohnzimmer anschaltete.
âTschüss, Arschloch!â erklärte sie mit einem bösen Blick auf die Tür, fühlte sich triumphierend⦠bis sie sich umdrehte. Tabatha kreischte, als sie Kane auf dem Sofa sitzen sah, als würde er hier wohnen und sie warf ihre Handtasche nach ihm.
âDu bist nicht eingeladen!â, tobte sie, dann wartete sie, um zu sehen, ob er sich in Rauch auflösen und verschwinden würde. Es war sogar gut, dass er das nicht machte, denn sie hätte sich mit dem hysterischen Lachen, das davon gekommen wäre, verletzt.
âVerdammt, wieso bist du noch hier?â, fragte sie scharf, schüttelte ihre Stöckelschuhe ab und schleuderte sie mit den FüÃen in seine Richtung. Sie freute sich kurz über ihren Erfolg, als er ein Bein bewegen musste, um ihnen auszuweichen.
Zu ihrer Verwunderung saà Kane einfach nur da und starrte sie mit diesem Gesichtsausdruck an, der wie eine Mischung aus Belustigung und Ãrger aussah, und sie auf die Palme bringen wollte. Er flimmerte und verschwand einen Augenblick lang, dann hörte sie ein leises Pochen, als etwas die Tür auf beiden Seiten von ihr traf. Tabatha konnte sich nicht bewegen, da er sie an das Holz hinter ihr drückte. Sie hörte Donner drauÃen und fühlte, wie ihre Angst bei dem Geräusch zunahm.
Kane lehnte sich ein wenig nach vorne, bis seine Wange beinahe ihre berührte und atmete den Geruch ihrer Angst vermischt mit Wut ein. Er wirkte auf ihn wie ein Aphrodisiakum und erinnerte ihn daran, wieso er seine Seelenfreundin nicht genommen hatte, sobald er sie gefunden hatte. Tatsächlich kämpfte er gegen den Drang an, sie hier gleich an der Tür zu nehmen⦠schnell und kraftvoll.
Die Götter hatten sie vielleicht aneinander gekuppelt, aber sie hatten falsch gelegen in ihrer Wahl. Um ihretwillen⦠war es falsch. Als er sich weit genug zurücklehnte, um ihr Gesicht zu sehen, war er froh, dass die Wut und Angst dort noch immer waren.
Tabatha fühlte, wie ihre Stirnfransen sich bei jedem seiner Atemzüge bewegten, während er sie mit diesen hitzigen Augen anstarrte. Sie wurde verzaubert, als sie beobachtete, wie seine violetten Pupillen sich vergröÃerten und fühlte, wie Enttäuschung durch sie brannte⦠sie wollte es nicht vergessen.
âBevor du mich verzauberst⦠sag mir eine Wahrheitâ, flüsterte sie. âEine echte, völlig ehrliche Wahrheit.â
âEine Wahrheit, Liebling?â Kane senkte seinen Blick auf ihre Lippen und senkte seinen Kopf, bis seine Lippen beinahe die ihren berührten⦠nicht ein Kuss, sondern etwas viel Intimeres. âIch bin für dich viel gefährlicher, als es ein Dämon je sein könnte.â
Tabatha blinzelte in das Sonnenlicht, das durch das Fenster strahlte, und setzte sich im Bett auf. Sie zog ihre Knie an und schlang ihre Arme um ihre Beine. Sie schenkte dem Tageslicht, das sie scheinbar verspotten wollte, einen bösen Blick. Knurrend schnaubte sie und blies ihre Stirnfransen in die Luft.
âGefährlich, ja klarâ, brummte sie. âEr ist so gefährlich, dass er mich noch ins Bett gesteckt und zugedeckt hat, bevor er ging.â
*****
Zachary betrachtete die Stadtkarte an der Wand und legte seinen Kopf zur Seite. Sie hatten eine Stecknadel an jeden Ort gesteckt, wo sich in den letzten paar Monaten ein merkwürdiger Vorfall ereignet hatte, um zu sehen, ob sie ein Muster feststellen konnten. Sie hatten mit nur wenigen farbigen Stecknadelköpfen begonnen, aber als mehr Berichte kamen, hatten die Stecknadeln begonnen, ein Muster zu ergeben.