Морган Райс - Regentschaft Des Stahls стр 6.

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Luanda schloss ihre Augen und wollte Romulus verschwinden lassen. Sie wollte ihr ganzes Leben verschwinden lassen.

Doch als sie ihre Augen öffnete, stand er immer noch vor ihr.

„Meine Schwester hat mich verraten“, sagte sie sanft. „Nun ist es an der Zeit gekommen, dass ich dasselbe tue.“

Luanda schloss ihre Augen, und mit einem letzten Schritt verließ sie die Brücke und stand wieder auf festem Boden – außerhalb des Rings.

Dabei hörte sie ein donnerndes Brausen hinter sich; Nebelschwaden schossen vom Grund des Canyons in die Höhe, wie eine riesige Welle die sich erhob, und brach so plötzlich, wie sie erschienen war wieder in sich zusammen. Es klang, als ob die Erde auseinanderbrechen wollte, und Luanda wusste mit Sicherheit, dass der Schild für immer gefallen war – und dass sie nun nichts mehr von Romulus und seiner Armee trennte.

Romulus blickte auf Luanda herab, die mit dem Mut der Verzweiflung unerschrocken vor ihm stand und ihn trotzig ansah. Sie hatte Angst, doch sie wollte sie nicht zeigen. Sie wollte Romulus diese Genugtuung nicht gönnen. Sie wollte, dass er sie tötete, während sie ihm ins Gesicht sah. Sie wollte, dass endlich alles vorbei war.

Doch stattdessen wurde Romulus‘ Lächeln breiter, und er sah ihr in die Augen, anstatt auf die Brücke, wie sie es erwartet hatte.

„Du hast, was du wolltest“, sagte sie verwirrt. „Der Schild ist gefallen. Der Ring gehört dir. Willst du mich jetzt nicht töten?“

Er schüttelte den Kopf.

„Du bist nicht, was ich erwartet habe“, sagte er schließlich, nachdem er sie eine Weile lang abschätzend angesehen hatte. „Vielleicht werde ich dich am Leben lassen. Vielleicht werde ich dich sogar zu meiner Gemahlin machen.“

Bei dem Gedanken daran wurde Luanda übel. Das war nicht die Reaktion, die sie sich gewünscht hatte.

Sie holte tief Luft und spuckte ihm ins Gesicht, in der Hoffnung, dass sie ihn damit so sehr provozieren würde, dass er sie töten würde.

Romulus wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht und Luanda machte sich auf den Schlag gefasst, der nun folgen würde – sie erwartete, dass er sie schlagen würde, wie er es zuvor getan hatte, dass er ihr dabei vielleicht sogar den Kiefer brechen würde – sie rechnete mit allem, nur nicht damit, dass er freundlich sein würde. Doch stattdessen machte er einen Schritt auf sie zu, zog sie zu sich heran, riss ihren Kopf an den Haaren zurück, und küsste sie.

Sie spürte seine Lippen, grotesk, spröde, muskulös, wie eine Schlange und er presste sie immer fester an sich, so fest, dass sie kaum atmen konnte.

Endlich ließ er von ihr ab – und als er es tat, versetzte er ihr eine schallende Ohrfeige, so hart, dass ihre Haut brannte.

Luanda sah ihn entsetzt und voller Abscheu an. Sie verstand ihn nicht.

„Fesselt sie und haltet sie in meiner Nähe“, befahl er. Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als seine Männer auch schon vortraten und ihr die Hände hinter ihrem Rücken fesselten.

Romulus Augen waren vor Freude geweitet, als er seinen Männern voran den ersten Schritt auf die Brücke tat.

Da war kein Schild mehr, der ihn aufhalten konnte. Er stand sicher und wohlauf mitten auf der Brücke.

Romulus grinste breit, dann lachte er und streckte seine Arme zur Seite aus, während er den Kopf in den Nacken warf. Er brüllte vor Lachen, triumphierte, und der Klang seiner Stimme hallte durch den Canyon.

„Es gehört mir!“, polterte er. „Alle meins!“

Das Echo seiner Stimme wurde von den Wänden des Canyons zurückgeworfen und hallte bedrohlich.

„Männer! Auf zur Invasion!“

Seine Krieger strömten an ihm vorbei, und ihre Jubelschreie wurden von den Drachen hoch oben in der Luft beantwortet, die über den Canyon hinwegglitten. Sie flogen in die wabernden Nebelschwaden hinein, kreischten, und ließen die Welt wissen, dass der Ring nie wieder so sein würde wie früher.

KAPITEL VIER

Alistair lag am Bug des riesigen Schiffs in Erecs Armen. Auf den Wellen des Ozeans rollte es sanft auf und ab. Sie blickte fasziniert zu den unzähligen roten Sternen auf, die in der Ferne am Himmel glitzerten. Eine warme Brise umwehte sie sanft, und lullte sie in den Schlaf. Sie fühlte sich zufrieden. Einfach nur gemeinsam mit Erec in der lauen Nacht zu liegen, gab ihr ein Gefühl des Friedens. Hier, in diesem Teil der Welt, auf dem riesigen Ozean, schien es ihr, als wären alle Sorgen der Welt verflogen. Endlose Hindernisse hatten sie voneinander ferngehalten, doch nun, endlich, wurden ihre Träume war. Sie waren zusammen, und nichts und niemand stand mehr zwischen ihnen.

Sie hatten bereits die Segel gesetzt auf dem Weg zu seinen Inseln, in seine Heimat. Und wenn sie erst einmal dort angekommen waren, würde sie ihn heiraten. Es gab nichts, was sie sich auf dieser Welt mehr wünschte.

Erec drückte sie an sich und sie legte ihren Kopf an seine Schulter, während sie sich zurücklehnten und gemeinsam gen Himmel blickten, während der sanfte Nebel des Ozeans sich wie ein Laken über sie legte. Ihre Augenlider wurden schwer.

Während sie gen Himmel blickte, staunte sie, wie riesig die Welt war; sie dachte an ihren Bruder, Thorgrin, der irgendwo da draußen war, und sie fragte sich, wo er gerade war. Sie wusste, dass er auf dem Weg zu ihrer Mutter war. Würde er sie jemals finden können? Wie war sie? War sie noch am Leben?

Alistair hätte ihn so gerne auf der Reise begleitet, denn auch sie wollte ihre Mutter kennenlernen; sie vermisste den Ring bereits, und wünschte sich zurück in ihre gewohnte Umgebung. Doch die Aufregung überwog. Sie war aufgeregt, gemeinsam mit Erec ein neues Leben an einem neuen Ort, in einem neuen Teil der Welt zu beginnen.

Sie war aufgeregt, seine Familie und sein Volk zu treffen, und zu sehen, wie seine Heimat war. Wer waren die Menschen, die auf den Südlichen Inseln lebten? Fragte sie sich. Wie war sein Volk? Würde seine Familie sie aufnehmen? Würden sie sich über ihre Anwesenheit freuen, oder würden sie sich von ihr bedroht fühlen? Würde ihnen der Gedanke an ihre Hochzeit gefallen? Oder hatten sie sich jemand anderen, vielleicht aus ihrem eigenen Volk für Erec vorgestellt?

Doch was sie am meisten fürchtete war, was sie über sie denken würden, sobald sie von ihren Kräften erfuhren. Wie würden sie reagieren, wenn sie herausfanden, dass sie eine Druidin war? Würden sie sie für eine Missgeburt halten, wie alle anderen?

„Erzähl mir mehr von deinem Volk“, bat sie Erec.

„Was möchtest du wissen?“

„Erzähl mir von deiner Familie“, sagte sie.

Erec dachte eine ganze Weile still nach. Schließlich sagte er:

„Mein Vater, er ist ein großartiger Mann. Er ist König meines Volkes, seit er in meinem Alter war. Sein Tod wird unsere Insel für immer verändern.“

„Hast du noch andere Familienmitglieder?“

Erec zögerte, dann nickte er schließlich.

„Ja. Ich habe eine Schwester… und einen Bruder.“ Er zögerte. „Meine Schwester und ich standen uns in unserer Kindheit sehr nahe. Doch ich muss dich warnen. Sie ist sehr besitzergreifend uns wird leicht eifersüchtig. Sie ist Außenstehenden gegenüber argwöhnisch und mag keine Fremden in unserer Familie. Und mein Bruder…“ Erec schwieg.

Alistair hakte nach.

„Was ist mit ihm?“

„Du wirst nie einem besseren Kämpfer als ihm begegnen. Doch er ist mein jüngerer Bruder und für ihn war immer alles ein Wettstreit mit mir. Ich habe ihn immer als meinen Bruder angesehen, doch er sieht mich als Konkurrenz, als jemanden, der ihm im Weg steht. Ich weiß nicht warum, doch so ist es eben. Ich wünschte wir stünden uns näher.“

Alistair sah ihn überrascht an. Sie konnte nicht verstehen, wie jemand in Erec etwas anderes als einen liebevollen Menschen sehen konnte.

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