Морган Райс - Schurkin, Gefangene, Prinzessin стр 6.

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„Was?“ fragte Berin.

Marita schüttelte nur den Kopf. „Wenn du hier gewesen wärest, dann wäre es vielleicht nicht passiert.“

„Du warst hier“, schimpfte Berin zitternd zurück. „Genau das ist der Punkt. Glaubst du, dass ich gerne gegangen bin? Du solltest nach den Kindern sehen, während ich das Geld fürs Essen auftreibe.“

Verzweiflung ergriff Berin und er spürte, wie er anfing zu weinen, was er schon seit Kindestagen nicht mehr getan hatte. Sein ältester Sohn war tot. Neben all den Lügen, die Marita von sich gegeben hatte, erschien ihm zumindest das als die Wahrheit. Der Verlust hinterließ ein Loch, das durch nichts zu füllen war, auch nicht mit dem Kummer und der Wut, die in ihm aufwallten. Er wollte sich auf die besinnen, die ihm blieben, das erschien ihm der einzige Weg, der ihn davor bewahren würde, vom Schmerz überwältigt zu werden.

„Soldaten haben Sartes mitgenommen?“ fragte er. „Reichssoldaten?“

„Glaubst du etwa, ich würde lügen?“ fragte Marita.

„Ich weiß nicht mehr, was ich dir noch glauben kann“, antwortete Berin. „Du hast nicht einmal versucht sie aufzuhalten?“

„Sie haben mir ein Messer an den Hals gehalten“, sagte Marita. „Ich hatte keine Wahl.“

„Was zu tun?“ fragte Berin.

Marita schüttelte den Kopf. „Ich musste ihn zurückrufen. Sie hätten mich sonst getötet.“

„Du hast ihn also an deiner Stelle ausgeliefert?“

„Was hätte ich denn tun sollen?“ fragte Marita. „Du warst nicht hier.“

Und dafür würde sich Berin den Rest seines Lebens die Schuld geben. Marita hatte Recht. Vielleicht wäre das nicht passiert, wenn er da gewesen wäre. Er war losgezogen, um seine Familie vor dem Hunger zu bewahren und in seiner Abwesenheit waren die Dinge auseinandergebrochen. Die Schuldgefühle würden dennoch seinen Kummer und seine Wut nicht auslöschen. Sie kamen nur noch hinzu. Etwas brodelte in Berin, etwas, das lebte und nach draußen wollte.

„Was ist mit Ceres?“ fragte er. Er schüttelte Marita erneut. „Sag es mir! Die Wahrheit, bitte. Was hast du getan?“

Doch Marita entzog sich erneut, doch dieses Mal ging sie in die Hocke, rollte sich zusammen und würdigte ihn keines Blickes. „Das musst du schon selbst herausfinden. Ich war diejenige, die damit leben musste. Ich, nicht du.“

Ein Teil von Berin wollte sie schütteln bis sie mit der Antwort herausrücken würde. Ein Teil, der die Wahrheit aus ihr herauszwingen wollte, was auch immer es kosten würde. Doch diese Art von Mann war er nicht und wusste, dass er es auch niemals sein würde. Der Gedanke allein widerte ihn an.

Er nahm nichts aus dem Haus mit als er es verließ. Es gab nichts, das er gewollt hätte. Als er sich noch einmal zu Marita umwandte, sah er, wie sie in ihrer eigenen Bitterkeit über ihre Schuld am Verlust ihres Sohnes zusammengekauert dasaß und versuchte zu übertünchen, was ihren Kindern zugestoßen war, und es fiel ihm schwer sich vorzustellen, dass es jemals etwas gegeben hätte, was er an diesem Ort begehrt hatte.

Berin trat an die frische Luft und blinzelte, um die letzten Tränen zu vertreiben. Erst als das grelle Sonnenlicht ihn blendete, bemerkte er, dass er keine Ahnung hatte, was er als nächstes tun sollte. Was konnte er tun? Es gab keine Hilfe für seinen Ältesten, nicht jetzt, da die anderen überall sein konnten.

„Es ist egal“, sagte Berin sich selbst. Er spürte wie seine eigene Entschlusskraft sich in etwas wandelte, das einem Eisen glich, das er bearbeitete. „Das wird mich nicht aufhalten.“

Vielleicht hatte jemand in der Umgebung gesehen, wo sie hingegangen waren. Jemand musste schließlich wissen, wo die Armee war und Berin wusste so gut wie jeder andere, dass ein Mann, der Klingen schliff, immer einen Weg in die Nähe der Armee finden konnte.

Was Ceres anging... es würde sich ein Weg finden lassen. Sie musste irgendwo sein. Alles andere war nicht auszudenken.

Berin blickte über die Landschaft, die sein Zuhause umgab. Ceres war irgendwo dort draußen. Genauso wie Sartes. Er sprach die nächsten Worte laut aus, denn das würde sie in ein Versprechen verwandeln, das er sich selbst, der Welt und seinen Kindern gab.

„Ich werde euch beide finden“, schwor er. „Was auch immer es kosten möge.“

KAPITEL VIER

Schwer atmend rannte Sartes um die Armeezelte herum, er umklammerte die Schriftrolle in seiner Hand und wischte sich den Schweiß aus den Augen, denn er wusste, dass er ausgepeitscht würde, wenn er das Zelt des Kommandeurs nicht rechtzeitig erreichte. Er duckte sich und bahnte sich seinen Weg, wissend, dass er keine Zeit mehr hatte. Er war viel zu oft auf seinem Weg aufgehalten worden.

Sartes hatte bereits Abdrücke auf seinen Schienbeinen von den Malen, die er falsch gelaufen war, und das Brennen, das sie verursachten, war nur eines von vielen, das er spürte. Er blinzelte, blickte sich verzweifelt in dem Armeecamp um und versuchte die richtige Richtung in dem Wirrwarr des endlosen Zelt-Parcours auszumachen. Es gab Schilder und Fahnen, die den Weg markierten, doch er war noch immer dabei zu lernen, wie man sie richtig deutete.

Etwas hatte Sartes am Fuß erwischt. Er stürzte und die schien sich auf den Kopf zu stellen. Für einen Augenblick glaubte er, über ein Seil gestolpert zu sein, doch dann blickte er in die lachenden Gesichter der Soldaten. Der vordere war ein älterer Mann mit stoppeligem ergrautem Haar und einem Gesicht voller Kriegsnarben.

Angst und auch Resignation machten sich in Sartes breit; so war eben das Leben für einen Rekruten wie ihn. Er wollte gar nicht wissen, warum der andere Mann es getan hatte, denn auch nur irgendetwas zu sagen, war ein sicherer Weg, sich Schläge einzuhandeln. Eigentlich war praktisch alles ein Weg dorthin.

So stand er einfach nur auf und klopfte sich den Dreck von seinem Rock.

„Was machst du da, Welpe?“ fragte der Soldat, der ihn zu Fall gebracht hatte.

„Erledigungen für meinen Befehlshaber, Sir“, sagte Sartes und hob eine Schriftrolle in die Höhe, damit die anderen Männer sie sehen konnten. Er hoffte, dass dies genügen würde, um sich zu retten. Oft reichte es nicht, auch wenn die Regeln besagten, dass Anordnungen Vorrang vor allem anderen hatten.

Seitdem er hier war, hatte Sartes gelernt, dass die königliche Armee unzählige Regeln kannte. Einige waren offiziell: verlasse das Camp ohne Erlaubnis, verweigere einen Befehl, hintergehe die Armee und man konnte getötet werden. Marschiere in die falsche Richtung, tu etwas ohne Erlaubnis und man konnte geschlagen werden. Doch es gab noch viele andere Regeln. Auch inoffizielle, deren Verletzung noch viel gravierendere Konsequenzen haben konnte.

„Was für eine Art Erledigung könnte das wohl sein?“ fragte der Soldat. Andere begannen ihn zu umringen. In der Armee gab es wenige Möglichkeiten, unterhalten zu werden, wenn es also die Aussicht auf ein wenig Spaß auf Kosten eines Rekruten gab, dann wurde man aufmerksam.

Sartes gab sein Bestes, unwissend dreinzublicken. „Ich weiß es nicht Sir. Ich habe lediglich die Anordnung erhalten, die Nachricht auszuliefern. Sie können sie lesen, falls Sie wollen.“

Das war ein Risiko. Die meisten der gewöhnlichen Soldaten konnten nicht lesen. Er hoffte, dass sein Tonfall ihm keine Ohrfeige für Ungehorsam einbringen würde und versuchte sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. Keine Angst zu zeigen war eine dieser ungeschriebenen Regeln. Es gab von dieser Sorte Regeln mindestens genauso viele wie es offizielle gab. Regeln die festlegten, wen man fragen musste, um besseres Essen zu bekommen. Die besagten, wer wen zu kennen hatte und vor wem man sich unabhängig vom jeweiligen Rang in Acht nehmen musste. Sie zu kennen, war wohl der einzige Weg zu überleben.

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