Бернгард Келлерман - Тотеnтаnz / Пляска смерти. Книга для чтения на немецком языке стр 8.

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Der Chauffeur öffnete den Schlag des Autos, und die beiden Herren in braunen Uniformen stiegen ein. «Sie kommen hierher, Herr Professo», wiederholte die Bäuerin in heller Angst. Ihr Gesicht war ganz gelb geworden. «Es war mir gleich nicht geheuer».

«Nun schön, Retta, weshalb die Angst? Sie wollen vielleicht ein Denkmal bei mir bestellen». scherzte Wolfgang.

Da rollte das Auto auch schon vor das Haus und hielt plötzlich an.

Retta zuckte zusammen. «Habe ich es nicht gesagt». flüsterte sie und krümmte sich noch mehr zusammen.

Schon hörte man die Glocke anschlagen. Sie gab nur einen heiseren Laut von sich.

«Gehen Sie hinaus auf die Äcker, Herr Professo», zischelte Retta zitternd. «Ich sage, Sie sind ausgegangen. Sonst haben Sie nichts als Scherereien».

Sie wollte zur Tür, aber Wolfgang hielt sie zurück.

Lehrer Gleichen wandte sich mit besorgter Miene an den Bildhauer: «Sagte ich es Ihnen nicht gleich damals in der „Kugel“? Sie waren zu unvorsichtig. Es sind Leute aus der Heiligengeistgasse, ich kenne sie».

Wieder schlug die Glocke an, der Draht rasselte vernehmlich. Gleich darauf wurde heftig an die Tür geklopft.

Nun wurde auch Fabian von Unruhe ergriffen. «Retta hat recht, gehe hinaus auf die Felder, Wolfgan», sagte er rasch. «Du ersparst dir Unannehmlichkeiten. Ich werde öffnen».

Wolfgang aber ging statt aller Antwort rasch zur Tür. «Lasst euch nicht auslache», entgegnete er und öffnete die Tür. «Ist jemand da». rief er laut und verließ das Atelier.

Alle drei lauschten und regten sich nicht.

Man hörte Stimmen auf dem kleinen Flur, dann wurde eine Tür geschlossen, und man vernahm die Stimmen hinter der Wand, diesmal etwas lauter. Einige Minuten vergingen, die Stimmen drangen noch immer durch die Wand, dann hörte man wieder im Flur sprechen. «Sie werden pünktlich sein». sagte eine unhöfliche Stimme. Die Haustür wurde geschlossen.

Wolfgang kehrte wieder in den Arbeitsraum zurück. Er sah blaß und verstört aus, und seine Hand zitterte, als er nach den Streichhölzern griff, um die erloschene Zigarre wieder anzuzünden. «Das waren wahrhaftig widerliche Burschen». knurrte er wütend vor sich hin.

Retta war die erste, die den Mut fand, ein Wort an ihn zu richten. «Lieber Gott, wie blass Sie aussehen, Herr Professor». rief sie aus.

Endlich hatte Wolfgang die Zigarre wieder in Gang gebracht. Das Blut schoss in sein Gesicht zurück. «Geh in deine Küche, Retta, und sieh zu, dass dein Essen fertig wird». herrschte er Retta an.

Retta verschwand augenblicklich. So außer Rand und Band[29] hatte sie den Professor noch nicht gesehen.

«Gottlob, dass du wieder da bist, Wolfgang». sagte Fabian. «Was wollten die Leute denn».

Wolfgang zuckte wütend die Achseln. «Die Burschen traten in der Tat recht anmaßend au», sagte er, während er an der Virginia zog. «Welch bodenlose Unverschämtheit! Die beiden Kerle überbrachten mir eine Vorladung».

«Eine Vorladung». fragte Gleichen erschrocken. «In die Heiligengeistgasse». Gleichen wusste in diesen Dingen Bescheid.

«Jawohl! Heiligengeistgasse sieben, sagten si», erwiderte Wolfgang, der sich allmählich beruhigte. «Morgen früh um neun Uhr habe ich zu erscheinen».

«Mit diesen Burschen ist nicht zu spaßen, Professo», rief Gleichen aus. «Ich kenne sie ja. Aber es scheint noch einmal gut abgegangen zu sein? Sagten sie etwas von der „Kugel“».

«J», knurrte Wolfgang. «Man wünscht Aufklärung über Bemerkungen, die ich vor wenigen Tagen in der „Kugel“ fallen ließ».

Gleichen stieß einen leisen Pfiff durch die Zähne. «Sehen Sie». rief er. «Ich sagte ja damals schon, Vorsicht, es sind verdächtige Kerle». Der Bildhauer warf die halbgerauchte Virginia auf den Boden und zertrat sie mit dem Fuß. Damit aber schien er seinen Ärger überwunden zu haben. Er nahm eine neue Zigarre aus der Tasche und sagte mit seiner gewohnten Stimme: «Nun aber Schluss mit dem Unfug, bitte ich». Er fand sogar seine frühere gute Laune zurück. «Kommen Sie, meine Herren». bat er. «Lassen wir uns von diesen widerlichen Flegeln nicht den Appetit verderben».

VII

«Und nun bitte ich Sie zuzugreifen, meine Herren». forderte der Bildhauer seine Gäste mit heiterer Stimme auf. «Sie werden sehen, niemand kann so herrliche Pfannkuchen backen wie Retta. Wir wollen bei einem Glas Mosel[30] diese widerlichen Dinge vergessen. Trinken wir darauf, dass die Zeiten sich bald wieder bessern werden».

Während der schlichten Mahlzeit schien Wolfgang den unangenehmen Zwischenfall völlig vergessen zu haben. Dann holte er aus einer Truhe zwei Tafelleuchter hervor, die er für eine Porzellanfabrik geschaffen hatte. Die Fabrik wollte einen Satz sechs solcher Leuchter herausbringen, deren Hauptmotiv lebendig gesehene, farbige Papageien und Kakadus bildeten. Wolfgang hatte sie in seinem eigenen Brennofen gebrannt.

Die Leuchter waren prächtig und erinnerten an altes Meißner Porzellan[31]. Fabian und Gleichen waren begeistert. Fabian bat, die erste Serie für ihn reservieren zu wollen, während Gleichen immer wieder betonte, welch ein großes Verdienst es wäre, das armselige Kunstgewerbe neu zu beleben.

«Natürlich weiß ich recht wohl, Gleiche», sagte Wolfgang, «dass bei dem schauerlichen Schund in unserem Lande gutes Kunstgewerbe so dringend wie das tägliche Brot ist. Aber ich frage mich trotzdem, ob ich den Auftrag annehmen kann? Zeit, Zeit, woher soll ich all die Zeit nehmen».

«Vor allem andern, vergessen Sie den „Kettensprenger“ nicht». mahnte Gleichen. «Ich werde wirklich böse, wenn Sie nicht Wort halten».

Sofort nach Tisch verließen Fabian und Gleichen das Haus des Bildhauers. Fabian musste in die Stadt zurückkehren, und Gleichen, der noch einen Besuch in der Nachbarschaft vorhatte, wollte ihn einige Schritte begleiten.

Eine Weile gingen die beiden schweigend nebeneinander auf der Landstraße dahin, die an beiden Seiten von mächtigen Pappeln bestanden war. Während sie bei Tisch saßen, musste es heftig geregnet haben. Die Pappeln glänzten noch vor Nässe, und an vielen Blättern hingen Tropfen.

Schließlich begann Gleichen in seiner schönen Sprechweise: «Es hat den Anschein, als ob Ihr Bruder die Vorladung ein wenig auf die leichte Schulter nähme[32]. Und doch hat sie gewiss nichts Gutes zu bedeuten». «Was wollen Sie, Herr Gleichen? Wolfgang hatte immer ein sorgloses Naturel», versetzte Fabian zerstreut.

«Ich habe Ihren Bruder schon öfter darauf hingewiesen, dass man seine Worte, so harmlos sie auch sein mochten, falsch auslegen könnte. Die Geheimpolizei ist zur Zeit wieder erschreckend eifrig. Man hat zum Beispiel eine junge Verkäuferin verhaftet, weil sie bei einer Rede des Führers ganz offen herauslachen musste. Sie ist seitdem spurlos verschwunden».

Fabian lachte leicht auf. «Sie werden mir zugeben, Gleiche», sagte er, «dass ein Staatsoberhaupt sich nicht auslachen lassen kann».

Die düstere Glut in Gleichens grauen Augen belebte sich für einen Augenblick. Das leichte Lachen Fabians, das ganz harmlos war, hatte ihm mißfallen.

Fabian begann etwas rascher auszuschreiten und schwieg, mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Immer noch glaubt Wolfgang, dachte er, dass die Zeiten sich bald ändern werden. Nein, nein, mein Lieber, auch ich glaubte es einmal. Heute weiß ich, dass ich mich täuschte. Es wird noch lange Jahre dauern.

Gleichen ging ebenfalls rascher und warf einen unruhigen Blick über die Stoppelfelder. Er wartete eine Weile, ob sein Begleiter noch etwas sagen wolle, dann schwieg auch er und sah Fabian von der Seite an. Er betrachtete seinen Gang, seine elegante Kleidung, den kurzen Mantel aus englischem Stoff, seine Bügelfalten und Schuhe. Seine glatten, rasierten Wangen mißfielen ihm plötzlich, etwas wie Hochmut lag um seinen locker geschlossenen frauenhaften Mund. Gleichen war Wolfgang bedingungslos ergeben, er schwor auf ihn, aber vor Fabian hatte er stets eine gewisse Scheu empfunden. Auf ihn hätte er nicht geschworen. Man konnte nie wissen, was er dachte.

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