Гофман Эрнст Теодор Амадей - Эликсиры Сатаны. Уровень 2 / Die Elixiere des Teufels стр 6.

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Vor der Verbindung mit dem Baron war der Graf Viktorin, ein junger, schöner Mann, Major bei der Ehrengarde und nur abwechselnd in der Hauptstadt, einer der eifrigsten Verehrer Euphemiens. Man sprach einmal sogar davon, dass wohl ein näheres Verhältnis zwischen ihm und Euphemien stattfinden kann. Graf Viktorin war eben den Winter wieder in der Hauptstadt und natürlicherweise in Euphemiens Zirkeln. Da streifte Euphemie in voller Schönheit an ihm vorüber; er fasste, so dass es niemand als gerade ich bemerken konnte, mit leidenschaftlicher Heftigkeit ihren Arm. Sie erbebte sichtlich; ihr ganz unbeschreiblicher Blick. Es war die glutvollste Liebe, die nach Genuss dürstende Wollust selbst fiel auf ihn. Sie lispelten einige Worte, die ich nicht verstand. Euphemie konnte mich erblicken; sie wandte sich schnell um, aber ich vernahm deutlich die Worte:

»Wir werden bemerkt!«

Der Schnee lag noch auf den Bergen, als wir im vergangenen Frühling hier einzogen. Im nächsten Dorf begegne ich einem Bauer, der in Gang und Stellung etwas Fremdartiges hat. Als er den Kopf umwendet, erkenne ich den Grafen Viktorin, aber in demselben Augenblick verschwindet er hinter den Häusern und ist nicht mehr zu finden. Vor drei Monaten begab es sich, dass der Gouverneur heftig erkrankte und Euphemien zu sehen wünschte. Sie reiste mit Aurelien dahin, und nur eine Unpässlichkeit hielt den Baron ab, sie zu begleiten. Nun brach aber das Unglück und die Trauer ein in unser Haus, denn bald schrieb Euphemie dem Baron, wie Hermogen plötzlich von einer oft in wahnsinnige Wut ausbrechenden Melancholie befallen.

Vor einiger Zeit schrieb die Baronesse, wie sie auf Anraten ihres Beichtvaters einen Ordensgeistlichen senden werde.

»Es freut mich recht innig, dass die Wahl Sie, ehrwürdiger Herr! den ein glücklicher Zufall in die Hauptstadt führte, traf. Sie können einer gebeugten Familie die verlorene Ruhe wiedergeben. Erforschen Sie Hermogens entsetzliches Geheimnis, seine Brust wird erleichtert sein. Aber treten Sie auch der Baronesse näher. Sie wissen alles. Ganz meiner Meinung werden Sie sein, wenn Sie Euphemien sehen und kennenlernen. Euphemie ist religiös schon aus Temperament, vielleicht gelingt es Ihrer besonderen Rednergabe, tief in ihr Herz zu dringen, sie zu erschüttern und zu bessern. Auch meinen Herzensfreund, den Baron, empfehle ich, ehrwürdiger Herr! Ihrer geistlichen Sorge.«

Reinhold kennt den Pater Medardus, den Prediger im Kapuzinerkloster in r, und so bin ich ihm das wirklich, was ich bin! Aber das Verhältnis mit der Baronesse, welches Viktorin unterhält, kommt auf mein Haupt, denn ich bin selbst Viktorin. Reinhold erzählte, wie er mich schon vor mehreren Jahren im Kapuzinerkloster zur predigen gehört. Der Baron reichte mir die Hand und sprach:

»Ich weiß nicht, lieber Reinhold! wie so sonderbar mich die Gesichtszüge des ehrwürdigen Herrn bei dem ersten Anblick ansprachen.«

»Es ist ja Graf Viktorin«, denn auf wunderbare Weise glaubte ich nun wirklich Viktorin zu sein. Ich fühlte mein Blut heftiger wallen und aufsteigend meine Wangen röter färben.

Nach dem Willen des Barons sollte ich sogleich Hermogens Bekanntschaft machen, er war aber nirgends zu finden. Den ganzen Tag über blieb ich in Reinholds und des Barons Gesellschaft, und nach und nach fasste ich mich so im Innern, dass ich mich am Abend voll Mut und Kraft fühlte. In der einsamen Nacht öffnete ich das Portefeuille und überzeugte mich ganz davon, dass es eben Graf Viktorin war, der zerschmettert im Abgrunde lag. Ohne mich darum weiter zu kümmern, beschloss ich, dem mich ganz zu fügen, wenn die Baronesse angekommen und mich gesehen.

Schon den ändern Morgen traf die Baronesse mit Aurelien ganz unerwartet ein Die Baronesse trat mir entgegen ein schönes, herrliches Weib, noch in voller Blüte. Reinhold sah mich an, ganz froh und zufrieden lächelnd. In dem Augenblick öffnete sich die Tür, und der Baron trat mit Aurelien herein.

Sowie ich Aurelien erblickte, fuhr ein Strahl in meine Brust und entzündete all die geheimsten Regungen, die wonnevollste Sehnsucht. Der schwermütige, kindlich fromme Blick des dunkelblauen Auges, die weichgeformten Lippen, der wie in betender Andacht sanft vorgebeugte Nacken, die hohe, schlanke Gestalt, nicht Aurelie, die heilige Rosalie selbst war es.

»Wünschen Sie sich Glück, Herr Baron!« rief ich, »wünschen Sie sich Glück! Eine Heilige wandelt unter uns in diesen Mauern. Ich sehe ihr Haupt strahlend in der Glorie himmlischer Verklärung! Sancta Rosalia, ora pro nobis!«

Ja! Nur Aurelie lebte in mir, mein ganzer Sinn war von ihr erfüllt. Es war mir, als mich ihr frommer Blick heilloser Sünde zeiht. Ebenso konnte ich mich nicht entschließen, die Baronesse gleich nach jenen Momenten wiederzusehen, und alles dieses bestimmte mich in meinem Zimmer zu bleiben.

Mittlerweile war sich Viktorins Jäger, als Bauer verkleidet, am Ende des Parks. Ich versäumte nicht, mit ihm zu sprechen. Der Baron und Reinhold schienen höchlich mit mir zufrieden.

Ich sah Euphemien aus dem Schloss kommen mit Hut und Shawl. Bei ihr nur war Trost und Hilfe zu finden, ich warf mich ihr entgegen, sie erschrak über mein zerstörtes Wesen, sie fragte nach der Ursache, und ich erzählte ihr getreulich den ganzen Auftritt, den ich eben mit dem wahnsinnigen Hermogen gehabt habe, indem ich noch meine Angst, meine Besorgnis, dass Hermogen vielleicht durch einen unerklärlichen Zufall unser Geheimnis verraten, hinzusetzte.

Euphemie schien über alles nicht einmal betroffen, sie lächelte und sagte:

»Gehen wir tiefer in den Park. Es kann auffallen, dass der ehrwürdige Pater Medardus so heftig mit mir spricht.«

Wir waren in ein ganz entlegenes Boskett, da umschlang mich Euphemie mit leidenschaftlicher Heftigkeit. Ihre heißen, glühenden Küsse brannten auf meinen Lippen.

»Ruhig, Viktorin«, sprach Euphemie.

Es ist mir sogar lieb, dass es so mit Hermogen gekommen ist. Denn nun darf und muss ich mit dir über manches sprechen, wovon ich so lange schwieg. Freilich gehört nichts Geringeres dazu, als dass außer jenem unnennbaren, unwiderstehlichen Reiz der äußern Gestalt, den die Natur dem Weib zu spenden vermag, dasjenige höhere Prinzip in ihr wohne, welches eben jenen Reiz mit dem geistigen Vermögen in eins verschmilzt und nun nach Willkür beherrscht[9].

Gibt es etwas Höheres, als das Leben im Leben zu beherrschen? Du, Viktorin, gehörst von jeher zu den wenigen, die mich ganz verstehen. Das Geheimnis erhöhte den Reiz dieses Bundes. Unsere scheinbare Trennung diente nur dazu, unserer phantastischen Laune Raum zu geben. Ist nicht unser jetziges Beisammensein das kühnste Wagestück, das, im höheren Geist gedacht, der Ohnmacht konventioneller Beschränktheit spottet?

Wie herzlich ich nun bei dieser tief aus meinem Wesen entspringenden Ansicht der Dinge alle konventionelle Beschränktheit verachte, indem ich mit ihr spiele, weißt du. Der Baron ist mir eine bis zum höchsten Überdruss ekelhaft gewordene Maschine, die, zu meinem Zweck verbraucht, tot daliegt. Reinhold ist zu beschränkt, um von mir beachtet zu werden. Aurelie ein gutes Kind, wir haben es nur mit Hermogen zu tun. Ich gestand dir schon, dass Hermogen, als ich ihn zum ersten Mal sah, einen wunderbaren Eindruck auf mich machte. Ich hielt ihn für fähig. Es war etwas mir Feindliches in ihm. Er blieb kalt, düster verschlossen und reizte meine Lust, den Kampf zu beginnen, in dem er unterliegen sollte. Diesen Kampf habe ich beschlossen, als der Baron mir sagte, wie er Hermogen eine Verbindung mit mir vorgeschlagen, dieser sie aber unter jeder Bedingung abgelehnt hat. Doch ich habe ja selbst mit dir, Viktorin, oft genug über jene Vermählung gesprochen. Ich widerlegte deine Zweifel mit der Tat. Es gelang mir, den Alten in wenigen Tagen zum albernen zärtlichen Liebhaber zu machen. Aber tief im Hintergrund lag noch in mir der Gedanke der Rache an Hermogen. Kennte ich weniger dein Inneres, wusste ich nicht, dass du dich zu der Höhe meiner Ansichten erheben kannst.

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