Морган Райс - Rebell, Schachfigur, König стр 6.

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Niemand regte sich. Ceres wusste nicht, ob sie stolz sein sollte oder ihnen entgegenschreien, dass sie das Angebot annehmen sollten. Sie mussten doch wissen, was ihnen bevorstehen würde.

„Niemand?“ sagte Lucious und ein Anflug von Überraschung schwang darin mit. Vielleicht hatte er ernsthaft geglaubt, dass jeder hier die Versklavung im Tausch gegen das eigene Leben akzeptieren würde. Vielleicht verstand er wirklich nicht, worum es der Rebellion ging oder dass es Dinge gab, die schlimmer waren als der Tod. „Kein einziger?“

Ceres sah, wie die gespielte Ruhe von ihm wie eine Maske abfiel und enthüllte, was darunter lag.

„Das passiert, wenn ihr Idioten auf solchen Abschaum hört, der nichts will, als euch an der Nase herumzuführen!“ sagte Lucious. „Ihr vergesst, wo ihr hingehört! Ihr vergesst, dass es für Bauern wie euch Konsequenzen hat! Nun, ich werde euch daran erinnern, dass es diese Konsequenzen gibt. Ihr werdet sterben, jeder einzelne von euch und ihr werdet auf eine Weise sterben, dass die Leute jeden verraten werden, der an Betrug auch nur denkt. Deshalb werde ich eure Familien hierher bringen lassen, damit sie zusehen können. Ich werde ihre jämmerlichen Hütten in Brandt setzen und sie dazu zwingen, euch beim Sterben zuzusehen während ihr vor Schmerzen schreit!“

Das würde er tatsächlich tun; daran hatte Ceres keinen Zweifel. Sie sah, wie er auf einen der Soldaten deutete, dann auf eines der Geräte, die dort aufgebaut worden waren.

„Fang mit dem an oder irgendeinem anderen. Es ist mir egal. Sorgt nur dafür, dass sie leiden, bevor sie sterben.“ Er deutete mit dem Finger in Richtung von Ceres’ Zelle. „Und sorgt dafür, dass sie die letzte ist. Sie soll jeden einzelnen Tod mitansehen müssen. Ich will, dass sie dabei den Verstand verliert. Ich will, dass sie versteht, wie hilflos sie wirklich ist, auch wenn das Blut der Uralten in ihren Adern pulsiert, wie sie vor ihren Männern geprahlt hat.“

Ceres wurde von den Gitterstäben zurückgezogen. Auf der anderen Seite der Tür mussten Männer gewartet haben, denn jetzt zerrte etwas an den Ketten um ihre Handgelenke und Knöchel, dass sie gegen die Wand gedrückt wurde und ihre Bewegungsfreiheit einschränkte. Jetzt konnte sie sich nur noch wenige Zentimeter strecken. Mit Sicherheit konnte sie den Blick nicht mehr von dem Fenster wenden, hinter dem sie sehen konnte, wie der Henker die Schärfe seiner Axt prüfte.

„Nein“, sagte sie und versuchte sich den Mut zuzusprechen, der ihr gerade fehlte. „Nein, das werde ich nicht zulassen. Ich werde einen Weg finden, es aufzuhalten.“

Sie griff nicht nur nach der Kraft in ihr, sondern tauchte in den Raum ein, wo die Energie normalerweise auf sie wartete. Ceres zwang sich, das anzuwenden, was das Waldvolk ihr beigebracht hatte. Sie jagte nach ihrer Kraft, als würde sie einem versteckten Tier nachjagen.

Doch sie konnte sie einfach nicht zu fassen bekommen. Ceres versuchte alles, was ihr auch nur einfiel. Sie versuchte, sich zu entspannen. Sie versuchte, sich an das Gefühl zu erinnern, das sie durchflutete, wenn sie ihre Kraft benutzte. Sie versuchte, sie in einem Kraftakt des Willens zu zwingen. In ihrer Verzweiflung umschmeichelte sie sie süß, als wäre sie ein eigenes Wesen und nicht ein Teil von ihrem Selbst.

Nichts davon funktionierte, und Ceres riss an den Ketten, die sie gefangen hielten. Sie spürte, wie sie ihr in ihre Handgelenke und Knöchel schnitten, als sie sich nach vorne warf, doch mehr als eine Armlänge Raum konnte sie dabei nicht herausholen.

Ceres hätte den Stahl mit Leichtigkeit sprengen sollen. Sie hätte in der Lage sein sollen, sich zu befreien und all die anderen zu retten. Das hätte sie, aber gerade konnte sie es nicht und das Schlimmste war, dass sie nicht wusste, warum. Warum hatten die Kräfte, zu denen sie Zugang gehabt hatte, sie gerade jetzt und so plötzlich verlassen? Warum war es soweit gekommen?

Warum konnte sie sie nicht zwingen, das zu tun, was sie wollte? Ceres spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten, während sie weiter versuchte, etwas auszurichten, zu helfen.

Draußen begannen die Exekutionen und Ceres konnte nichts tun, um sie aufzuhalten.

Schlimmer noch, sie wusste, dass, wenn Lucious mit jenen dort draußen fertig war, sie als nächstes an der Reihe sein würde.

KAPITEL VIER

Sartes erwachte kampfbereit. Er versuchte, aufzustehen und wurde bei diesem Versuch von einem Stiefel, der zu einer grimmig dreinblickenden Person gehörte, zurückgestoßen.

„Denkst du etwa, dass du dich hier bewegen könntest?“ zischte er.

Der Mann war kahlgeschoren und tätowiert und hatte in einer Schlägerei oder ähnlichem einen Finger eingebüßt. Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte es Sartes beim Anblick eines solchen Mannes mit der Angst zu tun bekommen. Das war jedoch vor der Armee und der Rebellion gewesen. Es war, bevor er das Angesicht des wirklich Bösen gesehen hatte.

In dem mit Holzwänden ausgekleideten Raum waren noch mehr Männer zusammengepfercht worden. Licht drang nur durch ein paar Spalten. Doch es genügte, dass Sartes die Männer dort sehen konnte, und was er dort sah, war alles andere als ermutigend. Der Mann neben ihm war wahrscheinlich der am wenigsten gefährlich Aussehende. Allein die große Anzahl an Männern trug dazu bei, dass Sartes doch für einen Moment Angst empfand und das nicht nur, weil er sich ausmalen konnte, was sie mit ihm anstellen konnten. Was würde ihm bevorstehen, wenn er mit solchen Männern eingesperrt wurde?

Er spürte, dass sich hinter ihm etwas bewegte und Sartes riskierte es, der Menge aus Ganoven seinen Rücken zuzudrehen, sodass er durch die Spalten der Holzwand linsen konnte. Draußen sah er eine staubige und steinige Landschaft an ihm vorbeiziehen. Er kannte die Gegend nicht, aber wie weit konnte er von Delos entfernt sein?

„Ein Wagen“, sagte er. „Wir sind in einem Wagen.“

„Hör dir den Jungen an“, sagte der kahlgeschorene Mann. Er versuchte, Sartes stimme nachzuäffen, was jedoch kläglich scheiterte. „Wir sind in einem Wagen. Was für ein kluger Junge. Wie wäre es, wenn du deine Klappe hältst, Dummschwätzer? Es reicht schon, dass wir auf dem Weg zu den Teergräben sind, da musst du nicht auch noch dummes Zeug erzählen.“

„Den Teergräben?“ sagte Sartes und er sah, wie sich das Gesicht des Mannes zornig verzog.

„Ich dachte, ich hätte dir gesagt, die Klappe zu halten“, zischte der Ganove. „Vielleicht muss ich dich erst einmal deine Zähne schlucken lassen, um dich daran zu erinnern.“

Ein anderer Mann streckte sich. Die Enge des Raumes schien kaum genug, ihn zu fassen. „Den einzigen, den ich hier reden höre, bist du. Wie wäre es, wenn ihr beide die Klappe halten würdet?“

Der Glatzköpfige verstummte mit einer derartigen Plötzlichkeit, dass Sartes verstand, wie gefährlich der andere Mann sein musste. Sartes bezweifelte, dass er in diesem Moment neue Freunde gewonnen hatte, aber er wusste aus seiner Armeezeit, dass Männer wie diese keine Freunde hatten: Sie hatten Handlanger und sie hatten Opfer.

Es war schwer, still zu sein, jetzt, da er wusste, wohin sie fuhren. Die Teergräben waren eine der grausamsten Strafen, die das Reich bereithielt; so gefährlich und unerfreulich, dass diejenigen, die dorthin gesandt wurden, froh sein konnten, wenn sie das erste Jahr überlebten. Dieser Ort war heiß und todbringend. Die Knochen toter Drachen ragten aus dem Boden und für die Wachen war es das Normalste der Welt, einen kranken oder gebrechlichen Gefangenen in den Teer zu werfen.

Sartes versuchte, sich zu erinnern, wie er hier gelandet war. Er war auf Erkundungstour für die Rebellion gewesen und hatte nach einem Tor gesucht, durch das sie Ceres und Lord Wests Männer in die Stadt lassen konnten. Er hatte es gefunden. Sartes konnte sich an das Hochgefühl erinnern, das er dabei empfunden hatte, denn es war ideal gewesen. Er war zurückgerast, um es den anderen zu erzählen.

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