Морган Райс - Held, Verräter, Tochter стр 7.

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Außer…

Stephania blieb stehen und blickte aus dem Fenster in Richtung des Hafens. Sie konnte sehen, wie Wurfgeschosse den Himmel verdunkelten und Schiffe brannten, während sich ein düsteres Band aus eindringenden Schiffen näherte. Stephania rannte zu einer Stelle, von wo aus sie über die Mauer blicken konnte und sie sah, dass auch dort das Feuer eröffnet worden war.

Wo auch immer sie jetzt hinrannte, es schien, als würden Feinde sie dort erwarten. Sie konnte nicht einfach wieder zurück über das Wasser entkommen. Sie konnte nicht riskieren, ins freie Feld zu laufen, denn wenn sie das Kommando über die Invasion gehabt hätte, dann hätte sie plündernde Banden geschickt, die Menschen zurück in die Stadt zu treiben. Sie durfte nicht offen durch Delos laufen, denn die Einheiten der Rebellion würden versuchen, sie zu fangen.

Doch wo waren diese Soldaten? Stephania war an ein paar Wachen auf ihrem Weg hinein vorbeigekommen. Ihre Verkleidung hatte genügt, um an ihnen vorbeizukommen. Doch es waren nicht viele gewesen. Das Schloss war wie ein Geisterschiff, das man aufgrund von dringenderen Angelegenheiten verlassen hatte. Als sie erneut nach draußen blickte sah Stephania, wie Rebellen in hellen Uniformen und zusammengesuchter Ausrüstung durch die Straßen liefen. Ein paar würden in der Nähe sein, aber wie viele und wo genau?

Eine Idee entfaltete sich eher wie eine Möglichkeit als wie eine tatsächliche Option. Doch je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr erschien sie ihr als die beste Handhabung. Sie war niemand, der die Dinge überstürzte. In Adelskreisen lieferte man sich so einer anderen Person aus oder riskierte ausgegrenzt oder schlimmeres zu werden.

Doch es gab Situationen, die entschiedenes Vorgehen erforderten. Wenn es etwas zu gewinnen gab, konnte Zurückhaltung genauso gut wie Übereifer zum Scheitern führen.

Stephania erreichte Elethe, die ständig zwischen Tunnel und Stadt hin und her blickte, als würde sie jeden Augenblick eine Horde Feinde erwarten.

„Ist es Zeit zu gehen, Gnädige Frau?“ sagte Elethe. „Ist Ceres tot?“

Stephania schüttelte den Kopf. „Es gibt eine Planänderung. Komm mit.“

Es war ihrer Zofe anzurechnen, dass sie keine Sekunde zögerte. Sie folgte Stephania, auch wenn sie sicherlich ihre Bedenken hatte.

„Wohin gehen wir?“ fragte Elethe.

Stephania grinste. „Zu den Verliesen. Ich habe beschlossen, dass du mich der Rebellion übergeben wirst.“

Entsetzen zeichnete sich im Gesicht ihrer Zofe ab, das sich noch weiter steigerte, als Stephania ihren Plan weiter ausführte.

„Bist du bereit?“ fragte Stephania als sie sich dem Verlies näherten.

„Ja, Gnädige Frau“, sagte Elethe.

Stephania legte ihre Hände auf den Rücken, als wären sie gefesselt. Dann setzte sie eine Miene aus ängstlicher Reue auf, von der sie hoffte, dass sie angemessen war. Elethe wirkte erstaunlich überzeugend in ihrer Rolle als taffer Rebell, der gerade einen Feind gefangen hatte.

In der Nähe des Haupttors standen zwei Wachen. Sie saßen hinter einem Tisch und spielten Karten, was zeigte, mit was sie ihre Zeit verbrachten. Einige Dinge änderten sich eben nie unabhängig davon, wer das Sagen hatte.

„Ist das… hast du da Lady Stephania?“ fragte der eine.

„Wie hast du das angestellt?“ fragte der andere. „Wo hast du sie aufgegriffen?“

Stephania konnte den Unglauben darin hören, aber auch die Unsicherheit darüber, was als nächstes zu tun war.

„Sie hatte sich gerade aus Ceres’ Gemächern geschlichen“, antwortete Elethe mühelos. Ihre Zofe war eine gute Lügnerin. „Kannst du… ich muss es jemandem melden, aber ich bin mir nicht sicher, wem.“

Das war ein guter Schachzug. Beide blickten daraufhin zu Elethe und überlegten, was sie als nächstes tun sollten. Stephanias Gelegenheit war gekommen, mit einer Nadel in jeder ihrer Hände stach sie den Wachen in ihre Hälse. Sie wirbelten herum, doch das Gift wirkte schnell und ihre Herzen pumpten es bereits durch ihre Körper. Einen Atemzug oder zwei später brachen sie zusammen.

„Hol die Schlüssel“, sagte Stephania und deutete auf den Gürtel des einen Wächters.

Elethe tat wie ihr gesagt und öffnete das Verlies. Es war beinahe zum Brechen voll, so wie Stephania es vermutet hatte. Oder zumindest gehofft hatte. Auch gab es keine weiteren Wachen. Offenbar waren alle jene, die sich als kampftauglich erachteten, auf der Stadtmauer.

Unter den Männern und Frauen waren Soldaten und Wachen, Folterer und einfache treue Adlige. Stephania sah mehrere ihrer eigenen Zofen dort, was ihr nicht unbedingt gelegen kam. Es kam jetzt nicht darauf an, ihre Treue einzufordern, sondern vorzugeben, dem neuen Regime zu dienen. Das Wichtigste war jedoch, dass sie da waren.

„Lady Stephania?“ sagte eine, als würde sie ihren eigenen Augen nicht trauen. Als wäre sie ihre Erlöserin.

Stephania lächelte. Sie mochte die Vorstellung, dass sie Menschen sie als eine Heldin ansahen. So würden sie wahrscheinlich mehr tun, als wenn sie sich nur ihres Gehorsams sicher sein konnte, und außerdem gefiel ihr die Vorstellung, Ceres mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.

„Hört mir zu“, sagte sie zu ihnen. „Euch wurde viel genommen. Euer ganzer Besitz wurde von diesen Rebellen, diesen Bauern, euch einfach genommen. Ich sage, es ist Zeit, ihn zurückzuholen.“

„Ihr seid hier, um uns zu befreien?“ fragte einer der ehemaligen Soldaten.

„Ich habe noch ganz anderes vor“, sagte Stephania. „Wir werden das Schloss zurück unter unsere Gewalt bringen.“

Sie hatte keinen Jubel erwartet. Sie war nicht so romantisch veranlagt, dass sie Idioten brauchte, die ihr bei jeder Entscheidung zujubelten. Dennoch nagte das nervöse Murmeln an ihren Nerven.

„Habt ihr Angst?“ fragte sie.

„Dort oben werden Rebellen auf uns warten!“ sagte ein Adliger. Stephania kannte ihn. High Reeve Scarel hatte schnell jene zum Kampf herausgefordert, von denen er wusste, dass er gegen sie gewinnen konnte.

„Nicht genug, um das Schloss zu verteidigen“, sagte Stephania. „Zumindest gerade nicht. Jeder abkömmliche Rebell ist auf der Mauer und versucht die Invasion abzuwehren.“

„Und was ist mit der Invasion?“ fragte eine Adlige. Sie war kaum besser als der Mann, der zuvor gesprochen hatte. Stephania wusste Dinge über das, was sie getan hatte, bevor sie reich geheiratet hatte, die anderen die Schamesröte ins Gesicht treiben würden.

„Achso“, sagte Stephania. Du wartest also lieber in einem schönen sicheren Verlies, bis alles vorbei ist. Nun und dann? Im Bestfall verbringst du den Rest deines Lebens in diesem stinkenden Loch, vorausgesetzt die Rebellen töten dich nicht, wenn sie einmal erkennen, wie lästig Gefangene sind. Wenn die anderen gewinnen… glaubst du, dass deine Zelle dich schützen wird? Hier drinnen seid ihr in ihren Augen keine Adligen mehr, sondern bloße Unterhaltung. Kurze Unterhaltung.“

Sie schwieg, um das Gesagte wirken zu lassen. Sie musste ihnen das Gefühl geben, Feiglinge zu sein, damit sie es überhaupt in Erwägung zogen.

„Oder wir gehen da raus“, sagte Stephania. „Wir nehmen das Schloss ein und verbarrikadieren es, sodass der Feind nicht hineinkommt. Wir besetzten das Schoss, bis die Rebellion und die Besatzer einander getötet haben und dann holen wir uns Delos zurück.“

„Es wird immer noch Wachen geben“, sagte einer. „Es gibt noch immer Kampfherren. Wir können nicht gegen die Kampfherren gewinnen.“

Stephania gab Elethe ein Zeichen, die Schlösser der Zellen aufzuschließen. „Wir finden einen Weg. Mit jeder Wache, die wir töten, gewinnen wir Waffen hinzu, und wir alle wissen, wo die Waffenkammer ist. Oder ihr bleibt hier und verrottet. Ich werde die Türen verschließen und später ein paar Folterer vorbeischicken. Ist mir egal welche.“

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