Грейс Фиона - Mord im Herrenhaus стр 13.

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Doch auf einmal spielte das alles keine Rolle mehr. Denn das Gefühl, das Lacey schon beim ersten Anblick dieses Ladens überkommen hatte, war so etwas Liebe auf den ersten Blick gewesen. Uns so war sie gerade dabei ins kalte Wasser zu springen.

„Und? Was sagen sie dazu?“ fragte sie den Mann.

Der alte Mann wirkte ziemlich überrascht, was ihm Lacey aber nicht verdenken konnte. Da stand nun eine seltsame Amerikanerin, die Klamotten trug, die schwer nach Ramschladen aussahen und versuchte ihn zu überreden, dass er ihr seinen Laden vermieten solle. Und das, wo er sich doch schon dazu entschlossen hatte, diesen zu verkaufen.

„Also…ich…“, setzte er zur Antwort an. „Es wäre schon schön, den Laden noch ein wenig länger im Familienbesitz zu halten. Außerdem sind die Preise für den Verkauf von Immobilien zurzeit nicht gerade gut. Aber ich muss zuerst mit meiner Frau Martha über das alles reden.“

„Das ist doch klar“, sagte Lacey. Überrascht darüber, wie sicher sie sich ihrer Sache war kritzelte sie schnell ihren Namen und ihre Telefonnummer auf ein Stück Papier und reichte es dem Mann. „Nehmen Sie sich so viel Zeit wie Sie brauchen.“

Denn sie selbst brauchte ja auch noch etwas Zeit, zum Beispiel um sich ein Visum zu besorgen, einen Businessplan auszuarbeiten, das nötige Geld zum Eröffnen eines eigenen Ladens aufzutreiben und überhaupt für alles.

Vielleicht sollte sie sich zu aller erst einmal das Buch „Einen Laden führen für Dummies“ besorgen.

„Lacey Doyle“, las der Mann von dem Zettel ab, den sie ihm gegeben hatte.

Lacey nickte. Noch vor zwei Tagen war ihr dieser Name noch komplett fremd vorgekommen und jetzt war er wieder ganz der ihre.

„Ich heiße Stephen“, antwortete er.

Sie gaben sich die Hand.

„Ich freue mich auf Ihren Anruf“, sagte Lacey.

Voller Vorfreude verließ sie den Laden. Wenn Stephen ihr diesen vermietete, dann würde sie sehr viel länger in Wilfordshire bleiben, als sie vorgehabt hatte. Eigentlich hätte ihr diese Vorstellung Angst machen müssen, doch stattdessen löste er reine Freude in ihr aus. Denn hier zu bleiben fühlte sich einfach richtig an – nein, mehr als nur richtig: hier zu bleiben fühlte sich an als wäre es ihr Schicksal.

Kapitel fünf

„Ich dachte du wärst auf Urlaub dort!“ schrie ihr Naomi aufgebracht durch ihr zwischen ihrem Ohr und ihrer Schulter festgeklemmtes Handy entgegen.

Seufzend versuchte sie die Tirade ihrer Schwester auszublenden und sich weiterhin auf die Tastatur des für die Nutzer der Bücherei von Wilfordshire bereitstehenden Computers, an dem sie saß, zu konzentrieren. Sie war gerade dabei, den Status ihres Online-Antrages zur Umwandlung ihres Urlaubervisums in ein Visum für Firmengründer zu überprüfen.

Nachdem sie Stephen kennengelernt hatte, hatte sie begonnen sich darüber zu informieren, was man mitbringen musste, wenn man in England ein Geschäft aufmachen wollte. Ihre diesbezüglichen Nachforschungen hatten ergeben, dass ihr als jemandem, der der englischen Sprache sehr gut mächtig war und etwas Geld auf der hohen Kante hatte, nur noch eines fehlte, um hier ein Geschäft aufmachen zu dürfen und dies war ein vernünftiger Businessplan. Doch einen solchen zu erstellen würde Lacey dank Saskia, die immer alle möglichen Arbeiten – auch solche, für die sie bei weitem nicht gut genug bezahlt wurde – auf sie abgewälzt hatte, auch keinerlei Probleme bereiten. Denn dadurch, dass sie im Zuge ihrer Arbeit für Saskia schon so einige Businesspläne erstellt hatte, war diese Aufgabe nichts Neues mehr für Lacey. Und so hatte es Lacey nur wenige Abende und noch weniger Mühe gekostet, einen Businessplan auszuarbeiten und einzureichen, wobei die Mühelosigkeit dieses Unterfangens, wie es Lacey schien, ihr nur ein weiteres Mal beweisen sollte, für wie richtig das Universum es erachtete, dass sie hierblieb und ihr Leben neu ordnete.

Als sie dann in der offiziellen Webseite der britischen Regierung eingeloggt war sah sie, dass ihr Antrag auf Erstattung eines Visums für Firmengründer immer noch unter „in Bearbeitung“ lief. Da sie so sehr darauf brannte, endlich loslegen zu können, zog sie dieses weitere Hängenbleiben in der Warteschlange der Behörden ein wenig herunter. Also konzentrierte sie sich lieber wieder auf Naomi und das, was diese ihr am Telefon zu sagen hatte.

„ICH KANN EINFACH NICHT VERSTEHEN, dass du dort hinziehen willst!“ schrie ihre Schwester gerade. „Und auch noch für immer!“

„Es ist doch gar nicht für immer“, versuchte Lacey sie zu beruhigen. Schließlich hatte sie im Laufe der Jahre genug Erfahrung darin sammeln können, Naomi im Falle der Fälle nur ja nicht noch weiter aufzuregen als sie sowieso schon war. “Das Visum ist auf zwei Jahre begrenzt.“

Oh, das hätte sie wohl besser nicht gesagt.

„ZWEI JAHRE?“ brüllte Naomi, die anscheinend am Zenit ihrer Wut angekommen war.

Lacey rollte mit den Augen. Sie hatte schon von vorne herein geahnt, dass ihre Familie nicht hinter ihrer Entscheidung, ein neues Leben zu beginnen, stehen würde. So hatte sie Naomi, so lange sie in New York gelebt hatte, immer wieder als Babysitterin eingesetzt und für ihre Mutter hatte sie des Öftern als eine Art moralische Unterstützung und/oder Seelentrösterin zur Verfügung stehen müssen. So war ihre von Freude übersprudelnde letzte Nachricht an die Doyle Girlz bei diesen eingeschlagen wie eine Atombombe; und zwar so sehr, dass Lacey auch jetzt – einige Tage später – immer noch mit dem daraus resultierenden Niederschlag zu kämpfen hatte.

„Ja, Naomi“, antwortete sie niedergeschlagen. „Zwei Jahre. Ich denke, die habe ich mir verdient. Ich habe David vierzehn Jahre meines Lebens geopfert und meinem Job fünfzehn Jahre. Ich habe neununddreißig Jahre meines Lebens in New York City verbracht. Mensch Naomi – und das, wo ich bald vierzig werde! Wünschst du dir wirklich für mich, dass ich mein ganzes Leben lang an einem einzigen Ort leben soll? Soll ich, wenn es nach dir geht, mein ganzes Leben lang nur einen Job haben? Und nur einen Mann?“

Kaum hatte sie ihre letzten Worte ausgesprochen, erschien Toms markantes Gesicht vor ihrem inneren Auge und sofort wurden ihre Backen wieder warm.

Sie war so damit beschäftigt gewesen, ihr eventuelles neues Leben zu planen, dass sie bisher noch nicht dazu gekommen war, der Konditorei einen zweiten Besuch abzustatten – und statt eines ausgiebigen, gemütlichen Brunchs in ihrem Garten bestand ihr Frühstück zurzeit aus einer meist unterwegs gegessenen Banane und einem aus einer Instant-Mischung aus dem Lebensmittelladen „gebrühten“ Frappuccino. Und es hatte bis gerade eben gedauert bis es ihr wie Schuppen von den Augen gefallen war, dass sie – wenn sie endlich einmal alle Formalitäten hinsichtlich des Ladens von Stephen und Martha erledigt hätte – in Toms direkter Nachbarschaft arbeiten würde. Dann würde sie nur zum Fenster ihres Ladens hinausschauen müssen, um ihn jeden Tag zu sehen. Bei diesem Gedanken wurde ihr schon wieder ganz schwummerig zu Mute.

„Und was ist mit Frankie?“ jammerte Naomi am anderen Ende der Leitung und holte sie damit zurück in die Realität.

„Ich habe ihm ein paar Toffees geschickt.“

„Er braucht seine Tante!“

„Ich bin immer noch für ihn da! Ich bin ja nicht tot, sondern will nur einmal eine Zeit lang wo anders leben.“

Doch ihre kleine Schwester legte einfach auf.

Oh Mann, wie kann sich jemand, der 36 Jahre alt ist, bloß benehmen als wäre er gerade mal 16, dachte sich Lacey mit einer gewissen Ironie.

In dem Moment als sie das Handy zurück in ihre Tasche steckte bemerkte Lacey ein Flickern auf der geöffneten Bildschirmseite vor ihr. Der Status ihres Antrags auf ein Visum war von „in Bearbeitung“ in „genehmigt“ geändert worden!

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