Грейс Фиона - Mord im Herrenhaus стр 14.

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Lacey sprang von ihrem Stuhl auf, gab einen Freudenschrei von sich und boxte vor lauter Übermut in die Luft und erschreckte damit die meist älteren Menschen, die an den anderen Computern der Bibliothek saßen so sehr, dass diese ihre Solitaire-Spiele für einen Augenblick unterbrachen und zu ihr herübersahen.

„Tut mir leid!“ rief Lacey, wobei sie versuchte ihre freudige Erregung etwas in den Griff zu bekommen.

Vor lauter Ehrfurcht ganz atemlos geworden ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl sinken. Sie hatte es geschafft! Jetzt hatte sie grünes Licht, um ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Und die Tatsache, dass das alles bisher recht leicht zu bewerkstelligen gewesen war, ließ sie wieder glauben, dass das Schicksal seine schützenden Hände über ihr Vorhaben hielt…

Doch da war noch ein letztes Hindernis. Sie musste noch mit Stephen und Martha über die Vermietung des Ladens sprechen,

* * *

Obwohl Lacey bei ihrem Stadtbummel recht entspannt erscheinen mochte war sie alles andere als das. Denn sie wollte sich nicht allzu weit von dem Laden wegbegeben, wollte sie doch nach Stephens Anruf mit ihrem Scheckheft und einem Stift bewaffnet schnellstmöglich zu diesem zurücklaufen und den Mietvertrag unterschreiben, und zwar noch bevor die warnende Stimme in ihrem Inneren ihr davon abraten konnte. In der Zwischenzeit konnte und wollte sie sich erst einmal nach ein paar neuen Outfits umschauen. Als sie dann noch mit einem ihrer billigen Bootsschuhe vom Flughafen an dem hiesigen Kopfsteinpflaster hängenblieb, stolperte und sich den Knöchel verstauchte wurde ihr endgültig klar, dass sie die ganzen Billig-Klamotten, die sie am Flughafen gekauft hatte, loswerden und durch vernünftigere Kleidung ersetzen musste, wenn sie als zukünftige Geschäftsfrau wahr und ernst genommen werden wollte.

Aus diesem Grund machte sie sich auf den Weg zu der Modeboutique, die neben ihrem – hoffentlich – baldigem eigenen Laden lag.

So kann ich mich auch gleich mit meinen neuen Nachbarn bekannt machen, dachte sie sich.

Sie betrat den sehr sparsam eingerichteten Laden, in dem es auch nur wenige ausgewählte Stücke zu kaufen zu geben schien. Die Frau hinter der Ladentheke sah auf, um die Besucherin zu betrachten, rümpfte aber beim Anblick von Laceys Klamotten deutlich sichtbar die Nase. Die Frau war spindeldünn und wirkte ziemlich hart, hatte aber ihr lockiges braunes Haar ganz genauso frisiert wie Lacey das ihre. Lacey dachte amüsiert, dass die andere, die ein schwarzes Kleid trug, aussah wie ein böser Klon von ihr.

„Kann ich Ihnen helfen?“ fragte die Frau mit einer dünnen, unangenehmen Stimme.

„Nein, danke“, antwortete Lacey. „Ich weiß was ich suche.“

Zuerst nahm sie sich einen Zweiteiler, der im selben Stil gehalten war wie die Sachen, die sie üblicherweise in New York getragen hatte, von einer der Kleiderstangen, hielt dann aber inne. Wollte sie wirklich wieder so aussehen wie früher? Und dieselbe Art Kleidung tragen? Oder wollte sie sich nicht lieber neu erfinden?

Sie wandte sich der Verkäuferin zu und sagte: “Ich glaube ich brauche doch etwas Hilfe.“

Daraufhin kam die Frau zwar hinter der Ladentheke hervor und ging zu Lacey hinüber, wirkte dabei aber weiterhin ziemlich unbeteiligt. Man merkte ihr deutlich an, dass sie es für Zeitverschwendung hielt, sich mit Lacey abzugeben – denn welche Frau, die – wie es aussah – normalerweise in Second-Hand und Ramschläden einkaufte, hatte schon genug Geld, um in einer Boutique wie dieser einkaufen zu können? Deshalb freute sich Lacey schon auf den Moment, in dem sie dieser hochnäsigen Trulla ihre Kreditkarte unter die Nase halten könnte.

„Ich brauche etwas für die Arbeit“, sagte Lacey. „Schon formell, aber trotzdem nicht zu steif, wenn Sie wissen, was ich meine?“

Die Frau blinzelte. „Und was machen Sie beruflich?“

„Ich mache in Antiquitäten.“

„In Antiquitäten?“

Lacey nickte. „Yup, in Antiquitäten.“

Die Frau holte ein Teil von dem Kleiderständer. Es war ein modischer, ein wenig ausgefallener und leicht androgyner Hosenanzug. Lacey nahm den Anzug mit in die Umkleidekabine und probierte, ob er ihr von der Größe her passte. Als sie sich in diesem Outfit im Spiegel sah musste sie unweigerlich grinsen. Sie fand, dass sie darin irgendwie cool aussah. Auch wenn die Verkäuferin wie eine Spitzmaus aussah, so hatte sie doch einen untrüglich guten Geschmack und wusste genau, wie man die Vorzüge einer Figur am besten hervorhob.

Lacey trat aus der Umkleidekabine heraus. „Er ist einfach perfekt. Ich nehme ihn. Und außerdem noch vier weitere, nur jeden davon in einer anderen Farbe.“

Die Augenbrauen der Verkäuferin schossen nach oben. „Wie bitte?“

In diesem Moment begann Laceys Handy zu klingeln. Als sie auf das Display schaute, sah sie dort Stephens Nummer stehen.

Ihr Herz tat einen Sprung. Das war er jetzt also! Der Anruf, auf den sie gewartet hatte! Der Anruf, der über ihre Zukunft entschied!

„Ich nehme ihn“, wiederholte Lacey, die vor lauter freudiger Aufregung fast keine Luft mehr bekam, in Richtung der Verkäuferin. „Und dazu noch vier weitere in verschiedenen Farben, die Sie aussuchen dürfen.“

Die ziemlich verwirrt wirkende Verkäuferin ging zur Hintertür des Ladens hinaus, um – wie Lacey annahm – in den hässlichen grauen Containern nach weiteren Exemplaren ihres neuen Outfits zu suchen.

Inzwischen nahm Lacey ihren Anruf entgegen. „Stephen?“

„Hallo Lacey. Martha und ich sind im Laden. Wenn Sie möchten können Sie gerne vorbeikommen und dann reden wir.“

Das hörte sich so vielversprechend an, dass Lacey einfach lächeln musste.

„Ja, gerne. In fünf Minuten bin ich bei Ihnen.“

Die Verkäuferin kam mit den Armen voller Anzüge für Lacey zurück. Der Blick, den diese auf die Stücke ergatterte, bestätigte ihr, dass die Farbauswahl, die die Frau getroffen hatte – hautfarben, schwarz, marineblau und altrosa- ihr zusagte.

„Möchten Sie die auch noch anprobieren?“, fragte die Verkäuferin.

Lacey schüttelte den Kopf. Denn sie hatte es jetzt eilig, ihre Einkäufe hinter sich zu bringen und so schnell wie möglich ein Haus weiter zu gehen, weswegen sie ungeduldig zur Tür der Boutique hinüberschaute.

„Nicht wenn die Sachen dieselbe Größe haben wie das Exemplar, das ich noch anhabe. Ich vertraue darauf, dass alles okay ist. Setzen Sie sie einfach auf meine Rechnung“, leierte sie schnell und mit ungeduldiger Stimme herunter. „Und das hier möchte ich bitte gleich anbehalten.“

Doch die Verkäuferin ließ sich nicht hetzen. Wie Lacey zum Fleiß gab sie die ganzen Teile einzeln in die Kasse ein und schlug sie danach ebenso sorgfältig wie langsam in Seidenpapier ein.

„Warten Sie!“, rief Lacey als die Verkäuferin nach einer Papiertüte griff, in die sie ihre neuen Anzüge stecken wollte. „Ich kann keine Einkaufstüte mit mir herumtragen. Ich brauche eine Handtasche. Aber eine gute.“ Dabei wanderte ihr Blick zu den Handtaschen, die auf einem hinter der Verkäuferin stehenden Regal aufgereiht waren. „Können Sie mir bitte eine davon aussuchen, die zu meinen neuen Sachen passt?“

Die Verkäuferin machte ein Gesicht als hätte sie es mit einer Verrückten zu tun. Dennoch drehte sie sich um, betrachtete die zum Verkauf stehenden Taschen, um sich dann zielsicher für eine überdimensionierte schwarze Clutch mit einer goldfarbenen Schließe zu entscheiden.

„Die ist perfekt“, meinte Lacey, wobei sie ungeduldig von einem Bein aufs andere trat, wie eine Sprinterin, die auf den Startschuss für einen Lauf wartete. „Setzen Sie sie auf die Rechnung.“

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