„Warum kommst du nicht?“
„Ich kann nicht, ich bin jetzt in Afrika. Hier wachsen grüne Palmen und fliegen schöne Papageien.“
Anna ging in die Küche zurück. Nach 15 Minuten kam sie und spielte weiter. Gisela saß im Zimmer und las.
Plötzlich rief Gisela:
„So, jetzt bin ich wieder zu Hause.“
Sie sah auf die Schwester, und da sah sie, dass die Schwester etwas aß.
„Was isst du da?“ fragte sie.
„Ich esse schon das zweite Eis[26]. Zuerst habe ich mein Eis aufgegessen[27]. Und jetzt esse ich dein Eis.“
„Ja, warum isst du denn mein Eis?“ fragte Gisela böse.
„Mutti hat gesagt: ‚Man weiß nicht, wann Gisela aus Afrika zurückkommt. Das Eis kann aber tauen. Iss du das Eis‘, und sie hat mir dein Eis gegeben.“
* * *
„Olaf, ich sage dir jetzt zum letzten Mal, du sollst nicht mit dem Stuhl wackeln! Hast du keine Ohren?“ sagt die Mutter.
„Doch, aber mit den Ohren kann ich nicht wackeln!“
Der Igel und der Hase
Der Igel und der Hase waren gute Freunde. Sie lebten zusammen im Wald und wohnten in einem Haus. Doch jetzt waren sie einander böse und sprachen miteinander nicht.
Am Abend schrieb der Igel einen Brief und legte ihn auf das Bett seines Freundes[28]. In dem Brief stand:
„Lieber Hase, bitte, wecke mich morgen um sechs Uhr. Ich will Pilze suchen gehen.“
Am nächsten Morgen[29] sah der Igel auf seinem Bett einen Brief:
„Lieber Igel, steh auf! Es ist schon sechs Uhr.“
Der Igel sah auf die Uhr. Es war schon zwanzig Minuten vor acht.
Der kluge Müller
Es war einmal ein Müller, der hatte über seine Tür geschrieben[30]:
„Ich lebe ohne Sorgen.“
Eines Tages kommt der König vorbei, sieht das und sagt:
„Ich, der König, kann das nicht einmal von mir sagen. Wie kann denn das ein Müller sagen?“
Er lässt den Müller gleich rufen.
„Warum hast du über deine Tür ‚Ich lebe ohne Sorgen‘ geschrieben?“ fragt er. „Das stimmt doch nicht!“
„Doch“, antwortet der Müller, „das ist wahr, und so kann ich es auch schreiben.“
„So“, sagt der König, „wahr ist das. Das will ich doch mal sehen. Müller, ich kann dir Sorgen machen. Komm morgen früh mal zu mir, dann will ich dir drei Rätsel aufgeben. Wenn du diese Rätsel raten kannst[31], werde ich dir glauben. Wenn du diese Rätsel aber nicht raten kannst, wird es dir schlecht gehen.“
Der Müller geht am nächsten Morgen zum König.
„Na“, sagt der König, „guten Morgen, Müller. Hast du auch gut geschlafen?“
„Warum soll ich nicht, Herr König?“
„Hast du denn gar nicht an die Rätsel gedacht?“
„Nein“, antwortet der Müller, „das hat ja noch Zeit.“
„Na“, sagt der König, „dann sag mir mal, wie hoch der Himmel ist?“
„Oh, das ist eine Tagesreise. Wenn es weiter war, müsste da doch ein Gasthaus sein, wo man einkehren könnte[32].“
„So, so“, meint der König. „Wenn du das so genau weißt, dann will ich es glauben. Wie tief ist aber der See?“
„Nicht tiefer, als[33] man einen Stein werfen kann“, sagt der Müller.
„Wie viel Sterne sind am Himmel?“ fragt der König weiter.
„So viel, wie[34] dein Pferd Haare hat“, sagt der Müller, „und wenn du das nicht glauben willst, so musst du sie selber zählen.“
Da müsste der König lachen.
„Du bist ja ein ganz Schlauer. Jetzt glaube ich, dass du keine Sorgen hast.“
Dann konnte der Müller wieder nach Hause gehen. Und wenn er nicht gestorben ist, so lebt er heute noch.
Der unmoderne Fuchs
Man hatte den Fuchs zum Essen[35] eingeladen.
Er kämmte seinen Schwanz und machte sich auf den Weg[36]. Bei dem Gastgeber waren schon einige Gäste versammelt. Zuletzt kam ein junges Reh. Wie schlank es war! Was für große, dunkle Augen und was für schlanke Beine es hatte! Jeder bewunderte es.
„Wie dumm ich doch bin!“ sagte sich der Fuchs. „Schwänze trägt man nicht mehr. Das heißt, ich bin unmodern.“
Er ging vom Tisch weg und biss sich hinter einem Strauch den Schwanz ab.
‚So, jetzt ist mein Schwanz kürzer als der Schwanz des Rehs, jetzt wird man mich auch bewundern‘, dachte der Fuchs.
Drei Elstern[37]
Auf einem alten Baum saßen drei Elstern. Sie schwatzten so laut, dass der alte Baum müde wurde und höflich sagte:
„Liebe Elstern, könnt ihr nicht auf die Wiese fliegen? Ihr schwatzt sehr laut, und ich bin sehr müde.“
Die Elstern flogen auf die Wiese. Hier waren viele schöne Blumen. Auch viele Bienen waren hier. Die Blumen erzählten den Bienen interessante Geschichten, und die Bienen hörten aufmerksam zu.
Die Elstern setzten sich auf die Wiese und begannen wieder laut zu schwatzen[38]. Sie schwatzten so laut, dass eine Biene endlich sagte:
„Liebe Elstern, wollt ihr nicht in das Wäldchen[39] dort fliegen?“
Die Elstern flogen in das Wäldchen. In dem Wald sangen die Vögel. Sie erzählten von ihren Flügen in andere Länder. Alle hörten aufmerksam zu, nur die Elstern nicht. Sie schwatzten wieder so laut, dass niemand die Vögel hören konnte. Da bat der Hase höflich:
„Liebe Elstern, möchtet ihr nicht in die Stadt fliegen?“
Die Elstern flogen in die Stadt. Hier setzten sie sich auf den Balkon eines Hauses. Im Hof sahen sie drei Mädchen, die laut miteinander sprachen.
„Das ist der richtige Platz für uns“, sagten die Elstern, „hier können wir ruhig schwatzen.“
Doch das konnten sie nicht, denn die Mädchen sprachen so laut[40], dass die Elstern einander nicht hören konnten.
„Das ist ja unerträglich“, rief eine der Elstern, „ich verstehe ja das eigene Wort nicht mehr.“
Und drei Elstern flogen fort.
* * *
Während eines Konzerts schenkte man dem bekannten deutschen Pianisten Reger, nachdem er die „Forelle“ von Schubert gespielt hatte, einen Korb mit Forellen. Max Reger dankte herzlich und sagte, dass er im nächsten Konzert das „Menuett eines Stieres“ spielen wird.
* * *
„Wie heißt du, mein Junge?“ will der Arzt wissen.
„Alex Kleimann, Doktor.“
„Ich bin es gewohnt, dass man “Herr“ sagt“.
„Na, meinetwegen: Alex Kleimann, Doktor!“
Ein Paar Schuhe
Die Geschäfte waren an diesem Sonnabend nur bis 3 Uhr geöffnet[41]. Kurz vor zwei Uhr wollte ein Herr in einem Schuhgeschäft noch ein Paar Schuhe kaufen. Der arme Verkäufer musste ihm mehr als zwanzig Paar Schuhe zeigen. Schließlich[42] wählte er ein Paar, das 40 Euro kostete. Er wollte aber nur 30 Euro bezahlen. Der Mann sagte:
„Ich brauche die Schuhe schon heute Abend. Kann ich die 10 Euro am Montag bezahlen?“
Der Verkäufer fragte nun den Besitzer des Geschäftes[43], was er tun soll.
„Geben Sie dem Herrn ruhig die Schuhe für 30 Euro.“
„Aber wenn nun der Herr die 10 Euro Montag nicht bezahlt?“
„Das tut er bestimmt. Legen Sie zwei linke Schuhe in den Karton.“
* * *
Der Richter zum Angeklagten:
„Sie sind beschuldigt, Ihren Nachbarn unter Schimpfworten in den Wald getrieben und dort ganz fürchterlich verprügelt zu haben. Sind Sie da nicht ein bisschen zu weit gegangen, Angeklagter?“
„Ja, das stimmt, Herr Richter! Ich hätte es schon vorher auf der Wiese tun sollen[44]!“
Die Mausemutter und die Katze
Eine Mausemutter ging mit ihren Kindern[45] spazieren. Nun kommen sie zurück zu ihrem Mauseloch. Doch vor dem Mauseloch steht eine Katze und wartet auf die Mäuse.
Was macht da die Mausemutter? Sie läuft zu der Katze und ruft:
„Wau, wau!“
Die Katze läuft schnell fort.
„Seht ihr, Kinder“, sagt stolz die Mausemutter, „es ist immer gut, wenn man eine Fremdsprache kennt.“
Ein junger Briefträger[46]
Ein junger Briefträger musste einmal sehr viele Briefe austragen. Als er endlich zurückkam[47], fragte ihn der Postmeister:
„Hast du alle Briefe ausgetragen?“
„Ja, genau“, antwortete der Junge.
„Hast du auch den Brief für Dietmar Klein abgegeben? Hast du den Mann endlich gefunden?“
„O ja, das habe ich gemacht. Es war ja nicht leicht. Dietmar Klein wohnt nicht in der Gartenstraße, wie es auf dem Briefumschlag steht, sondern in der Bergstraße, und auch nicht links, sondern rechts, und auch nicht im dritten Stock, sondern im ersten. Er heißt gar nicht Dietmar Klein, sondern Anna Fischer!“
Eine Handvoll Salz[48]
In ein Haus kam ein Gast. Man machte Feuer und stellte einen Topf darauf. Während das Fleisch kochte, machte jeder noch etwas. Der Herr des Hauses brachte Holz, die Frau des Hauses wusch Kartoffeln, die Tochter holte Zwiebeln, die Großmutter gab gute Ratschläge.