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Marco Lupis
ISBN: 9788873043560
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Inhaltsverzeichnis
1 Werke desselben Autors
2 INTERVIEWS
3 LITERARISCHE URHEBERRECHTE VORBEHALTEN
4 Einleitung
5 Sub-Comandante Marcos
6 Peter Gabriel
7 Claudia Schiffer
8 Gong Li
9 Ingrid Betancourt
10 Aung San Suu Kyi
11 Lucia Pinochet
12 Mireya Garcia
13 Kenzaburo Oe
14 Benazir Bhutto
15 König Konstantin von Griechenland
16 Hun Sen
17 Roh Moo-hyun
18 Hubert de Givenchy
19 Maria Dolores Mirò
20 Tamara Nijinsky
21 Franco Battiato
22 Ivano Fossati
23 Tinto Brass
24 Peter Greenaway
25 Suso Cecchi dâAmico
26 Rocco Forte
27 Nicolas Hayeck
28 Roger Peyrefitte
29 José Luis de Vilallonga
30 Baronesse Cordopatri
31 Andrea Muccioli
32 Xanana Gusmao
33 José Ramos-Horta
34 Monsignore do Nascimento
35 Khalida Messaoudi
36 Eleonora Jakupi
37 Lee Kuan Yew
38 Khushwant Singh
39 Shobhaa De
40 Joan Chen
41 Carlos Saul Menem
42 Pauline Hanson
43 General Volkogonov
44 Gao Xingjian
45 Wang Dan
46 Zhang Liang
47 Stanley Ho
48 Palden Gyatso
49 Gloria Macapagal Arroyo
50 Kardinal Sin
51 General Giáp
52 Admiral Corsini
53 Monsignore Gassis
54 Men Songzhen
55 Epilog
56 Danksagungen
57 Anmerkungen
Werke desselben Autors
Werke desselben Autors:
Il Male inutile
I Cannibali di Mao [Maos Kannibalen]
Cristo si è fermato a Shingo [Christus kam nur bis Shingo]
Acteal
Auf einer Mission an Bord eines amerikanischen Armeehubschraubers
Der Journalist, Fotoreporter und Schriftsteller Marco Lupis war Korrespondent der Tageszeitung La Repubblica in Hong Kong.
Geboren 1960 in Rom, arbeitete er für die wichtigsten italienischen Zeitungen ( Panorama , Il Tempo , Il Corriere della Sera , L'Espresso und La Repubblica ) und für die rai ( Mixer , Format , TG2 und TG3 ) als Korrespondent und Sonderberichterstatter in aller Welt. Da er oft in Kriegsgebieten war, gehörte er zu den wenigen Journalisten, die die auf die Unabhängigkeitserklärung von Ost-Timor folgenden Massaker kommentierten, die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Islamisten auf den Molukken, das Blutbad von Bali und die SARS-Epidemie in China. Seine Korrespondentenberichte deckten für über ein Jahrzehnt den gesamten asiatisch-pazifischen Raum ab. Mit Basis in Hongkong streckte er seine Fühler bis nach den Hawaiianischen Inseln und in die Antarktis aus. Er interviewte viele GröÃen der Weltpolitik, hauptsächlich der Asiatischen, wie den birmanischen Nobelpreisträger Aung San Suu Kyi und die pakistanische Premierministerin Benazir Bhutto und prangerte häufig in seinen Artikeln VerstöÃe gegen die Menschenrechte an. Seine Reportagen wurden ebenfalls in spanischen, argentinischen und amerikanischen Tageszeitungen veröffentlicht.
Marco Lupis lebt in Kalabrien.
INTERVIEWS
aus dem kurzen Jahrhundert
Marco Lupis
Treffen mit Vertretern von Kultur, Politik und Kunst des XX. Jahrhunderts
Ãbersetzung von Monika Westhagen:
Verlag: Tektime
LITERARISCHE URHEBERRECHTE VORBEHALTEN
Copyright © 2017 by Marco Lupis Macedonio Palermo di Santa Margherita
Sämtliche Rechte liegen beim Autor
interviste@lupis.it
www.marcolupis.com
Erste italienische Ausgabe 2017
ISBN 9788873043560
© 2018 Tektime
Dieses Werk ist gesetzlich und urheberrechtlich geschützt.
Jede nicht autorisierte auch auszugsweise Vervielfältigung ist untersagt.
Der Journalist ist der Historiker des Augenblicks
Albert Camus
Für Francesco, Alessandro und Caterina
Einleitung
Tertium non datur
In Mailand war gerade Herbst. Damals, im Oktober des Jahres 1976, war ich schnellen Schrittes zum ersten Interview meines Lebens unterwegs, über den Corso Venezia in Richtung Teatro San Babila.
Als Siebzehnjähriger war ich in Begleitung meines Freundes Alberto auf dem
Weg zu einer Nachrichtenübertragung in einem der ersten italienischen Privatsender, Radio Milano Libera, mit dem wenig originellen Titel âSpazio giovani/Raum für die Jugendâ.
Es waren damals wirklich unglaubliche Jahre, wo alles möglich war und auch wirklich geschah. Phantastische Jahre. Schreckliche Jahre zugleich. Es waren die anni di piombo , die der Jugendproteste, der autonomen Zirkel, der Schulstreiks, der Demos, die fast immer in Gewalt ausarteten. Jahre mit enormem Enthusiasmus, voll von kulturellem Aufruhr, der kurz vor dem Siedepunkt schien, so lebendig, engagiert und allumfassend wurde er empfunden. Es waren Jahre der Konfrontation und zuweilen auch die von Menschen, die einen gewaltsamen Tod starben: auf der einen Seite die linke Jugend, auf der anderen die Rechte. Im Vergleich zu heute war alles denkbar einfach: man stand entweder auf der einen oder auf der anderen Seite. Tertium non datur .
In erste Linie waren es jedoch Jahre, in denen jeder von uns den Eindruck hatte â und manchmal war es sehr viel mehr als nur ein Eindruck â den Lauf der Dinge ändern zu können. Es â als kleiner Niemand â zu schaffen anders zu sein .
In diesem Scherbenhaufen von Aufgeregtheit, Kultur und Gewalt bewegten wir uns in ruhigen Gewässern. Wir navigierten nach Sicht. Attentate, Bomben, die Roten Brigaden, sie waren in unserer Jugendzeit â oder als Teenager, je nachdem, in welchem Alter wir gerade waren â allgegenwärtig, aber im Grunde genommen beunruhigte uns das nicht allzu sehr. Wir hatten rasch gelernt, damit umzugehen, auf eine Art und Weise, die nicht sehr unterschiedlich zu der war, die ich in späteren Jahren bei Völkern antreffen sollte, die inmitten von Konflikten oder in Bürgerkriegsregionen lebten. Sie hatten ihr Leben an diese extremen Bedingungen angepasst, es war ein klein wenig vergleichbar mit unserem früheren Leben.
Mein Freund Alberto und ich wollten wirklich versuchen, anders zu sein. Daher hatten wir, gewappnet mit grenzenlosem Enthusiasmus und einem enormen Maà an Leichtsinn, in einem Alter, in dem die Jugend von heute die Zeit damit verbringt, Selfies über Instagram zu posten und Smartphones zu tauschen, alles gelesen, was wir erwischen konnten; wir nahmen an Musikvolksfesten teil â in jenem magischen Moment der die Geburtsstunde des Rock und dessen Verbreitung einläutete â bis zu Megakonzerten in Parks und im Filmforum.
Mit ähnlichen Gefühlen, den Kopf voller Ideen und einem Kassettenrecorder in der Tasche waren wir an jenem regnerischen Oktober vor vierzig Jahren auf dem Weg in Richtung Teatro San Babila.
Den Termin hatten wir um siebzehn Uhr, etwa eine Stunde vor Beginn der Nachmittagsaufführung. Man führte uns hinab in die Katakomben des Theaters, wo die Garderoben der Akteure waren, bis zu der des Hauptdarstellers. Dort wartete unser Interviewpartner, der erste in meiner âKarriereâ als Journalist: Peppino de Filippo.
Ich kann mich nicht an viele Details jenes Interviews erinnern und leider sind die Bänder der Aufzeichnung bei einem der zahllosen Umzüge im Laufe meines Lebens verlorengegangen.
Ich kann mich aber noch heute genau an diesen leichten elektrischen Schlag erinnern und an das energetische Prickeln, welches ihm vorausgeht â ich sollte es danach noch tausend Mal spüren â es war ein wichtiges Interview. Ein
Treffen von Bedeutung, denn jedes Interview ist weit mehr, als eine einfache Folge von Fragen und Antworten.
Peppino de Filippo stand am Ende einer Theater- und Filmkarriere, mit der er bereits zu jener Zeit Geschichte geschrieben hatte â er sollte nur wenige Jahre danach sterben. Er empfing uns, während er sich gleichzeitig weiter vor dem Spiegel schminkte. Er war freundlich, höflich und bereitwillig und er tat so, als sei es für ihn nichts Ungewöhnliches, sich zwei pickelige Jungens gegenüber zu sehen. Ich erinnere mich noch an seine ruhigen Bewegungen; er trug seine Theaterschminke mit Methode nach einem bestimmten Schema auf, das mir schwer und intensiv und sehr deutlich erschien. Insbesondere ist mir eines im Gedächtnis geblieben; die tiefe Traurigkeit in seinem Blick. Eine Traurigkeit, die mich tief traf, denn ich konnte sie tief in meinem Inneren spüren. Vermutlich spürte er, dass sein Leben zu Ende ging, oder es war nur eine Bestätigung für das, was man allen Komikern nachsagt, dass sie, die alle zum Lachen bringen in Wirklichkeit zu den traurigsten Menschen auf der Welt gehören.